Brandbrief aus Brandenburg

Dobbert: Wo sind die Abda-Vorschläge?

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Berlin -

Nach außen steht Kammern und Verbände geschlossen da, aber innerhalb der Abda rumort es. Aus Brandenburg kam jetzt ein Brandbrief, in dem sich Kammerpräsident Jens Dobbert darüber beschwert, dass die Mitgliedsorganisationen über den Kurs im Unklaren gelassen würden.

Dobbert fordert eine außerordentliche Sitzung des Gesamtvorstands, denn die Mitgliederversammlung am Mittwoch habe ihn und seine Kolleginnen und Kollegen „in höchsten Maße irritiert zurück gelassen“. So sei es zwar normal, dass die vorgesehenen Tagesordnungspunkte abgehandelt wurden. „Es ist jedoch vor dem Hintergrund der aktuell für den Berufsstand höchst bedrohlichen politischen Situation für uns leider völlig unverständlich, weshalb eine intensive Auseinandersetzung – die Diskussion am Ende der Mitgliederversammlung greift zu kurz – mit jener Lage, ausgelöst durch die Veröffentlichung des Referentenentwurfes für ein Apotheken-Reformgesetz, unterblieben ist.“

So habe man Informationen über die Verbändeanhörung am Vortag vermisst. Und auch eine Diskussion über die vorgesehenen Maßnahmen habe es nicht gegeben. Die nach Veröffentlichung des Entwurfs gemeinsam vereinbarte Linie, diese „Reform“ in ihrer Gesamtheit abzulehnen, sei zwar „zweifelsfrei richtig“ gewesen. „Dennoch konnte dies nur als erste Reaktion zu verstehen sein. In der Folge hätte es jedoch einer darüber hinausgehenden inhaltlichen und strategischen Auseinandersetzung mit dem Referentenentwurf auf Ebene des Gesamtvorstands noch vor der Abda-Mitgliederversammlung bedurft, sodass dort die weitere Vorgehensweise diskutiert und beschlossen hätte werden können.“

Da man in der Mitgliederversammlung keine neuen Erkenntnisse gegeben habe, könne man „derzeit leider nicht erkennen, welchen weiteren, auch öffentlichkeitswirksamen, Plan wir als Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Apothekerschaft im Umgang mit den gegenwärtigen Reformvorhaben verfolgen“.

Nur Forderungen, keine Vorschläge

Und auch die immer wieder erwähnten Vorschläge, die angeblich seitens der Abda im BMG und gegenüber der Politik gemacht wurden, kenne man nicht. „Gegenwärtig sind nur unsere (Maximal-)Forderungen bekannt – allerdings sehen wir einen begrifflichen Unterschied zwischen einer solchen Forderung und einem Vorschlag als Verhandlungsgrundlage.“

Dobbert verweist auf die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), für die ja seinerzeit das Rx-Versandhandelsverbot „geopfert“ worden sei. „Wir haben seinerzeit umfassende Diskussionen über die bestehende Sorge geführt, dass womöglich eine erbrachte pharmazeutische Dienstleistung nicht vergütet wird, wenn der Topf leer ist. Jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr, wissen wir, dass diese Annahme ohne Substanz war und der Topf mit ausreichend Geld gefüllt ist.“

Auch wenn diese Gelder nicht ohne Weiteres zur Disposition der Apothekerschaft stünden: Spätestens als abzusehen war, dass pDL wegen der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht flächendeckend in allen Apotheken etablieren werden können, hätte man Ideen entwickeln müssen, wie dieses Geld für andere Leistungen genutzt werden könnte – „mit dem alleinigen Ziel, selbst zukunftsfähige Strukturen aus der Apothekerschaft heraus zu entwickeln“.

Sofort aktiv werden

Dobberts Fazit ist niederschmetternd: Man könne sich aktuell nicht des Eindrucks erwehren, „dass wir als Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Apothekerschaft nichts entwickeln“. Daher sei es jetzt dringend geboten, „alle verfügbaren Ressourcen dafür aufzuwenden, um eine nach unserer Sicht nunmehr unbedingt notwendige Strategie zu erarbeiten“.

Man ersuche die Abda daher „dringlichst“, sehr zeitnah einen Gesamtvorstand einzuberufen, „um die anscheinend vorhandenen ‚Vorschläge‘ vorzustellen und zu diskutieren und gegebenenfalls gemeinsam auch weitere Vorschläge zu erarbeiten, um diese in das Bundesgesundheitsministerium zu transportieren“. Dobbert: „Wenn wir dies nicht schaffen sollten, müssen wir uns als gewählte Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Apothekerschaft berechtigterweise die Frage gefallen lassen, warum wir die Zukunft unseres Berufsstands ohne Gegenreaktion aufs Spiel gesetzt haben.“

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