14 Millionen gesundheitsbezogene Suchanfragen verzeichnet Google pro Tag, 300.000 Mal täglich suchen Menschen etwa nach „Schmerz“. Das sollten Apotheker als Chance begreifen, forderte Dr. Karl Pall, Chef von Google Deutschland, bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Berlin. Immerhin: Die Hälfte der Suchanfragen komme über mobile Geräte und mehr als 50 Prozent hätten einen Ortsbezug. Gefragt ist aus Palls Sicht die Apotheke vor Ort.
„Die Chance ist da und sie ist offensichtlich“, ist Pall überzeugt. Seiner Meinung nach wird dieses Potenzial allerdings noch nicht ausgeschöpft. Die Möglichkeiten der Geo-Informationen beispielsweise würden nahezu gar nicht genutzt. Aus seiner Sicht ist es schade, dass die Apotheken die Möglichkeiten nicht besser nutzen.
Unterstützung bekam Pall von BAH-Vize Dr. Traugott Ullrich (Schwabe). 2014 seien erstmals häufiger örtliche Apotheken als Versandapotheken im Internet gesucht worden, sagte er. Leute suchten im Internet nach Arzneimittelinformationen und nach einer Apotheke um die Ecke, wo sie das Präparat schnell und gegebenenfalls mit Beratung bekommen könnten. „Das bietet für Apotheken und die Mehrleistung, die dort angeboten wird, eine große Chance“, ist Ullrich überzeugt.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert erklärte mit Blick auf den Versandhandel, dass es ihn aus gutem Grund gebe. Aber die Apotheke vor Ort habe eine gute Tradition in Deutschland – auch wenn es eine nicht ganz günstige Struktur sei, die da vorgehalten werde. Aus ihrer Sicht könnten die Apotheker daher mehr Aufgaben übernehmen, etwa Tests auf Arzneimittelsicherheit. Gerade wenn auf dem Land Ärzte fehlten, könnten Apotheken eine ganz neue Rolle einnehmen. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass Apotheker impfen“, sagte sie. Aus ihrer Sicht sollte jede Chance ergriffen werden.
Daher ist Leikert auch überzeugt, dass die Forderung der Apotheker, den im E-Health-Gesetz geplanten Medikationsplan auch selbst ausstellen zu dürfen, berechtigt ist. Sie kritisiert, dass die für Arzneimitteltherapiesicherheit Verantwortlichen noch nicht im Gesetz vorgesehen sind. Besonders stört Leikert allerdings, dass Patienten nach dem derzeitigen Stand keinen Zugriff auf ihre Daten haben. „Das empfinden wir als etwas sehr Essentielles.“
Als Problem sehen Leikert und Ullrich, dass es Patienten schwer fällt, die Qualität von Informationen aus dem Internet einzuschätzen. „Es fehlen Gatekeeper für validen Content“, so Ullrich. Pall erklärte, niemand sei mehr an gutem Content interessiert als Google selbst. „Wir wollen die relevanten Informationen nach oben bringen.“ Es gebe hunderte Mitarbeiter, die sich nur mit dieser Frage beschäftigten.
Ein ungelöstes Problem stellen derzeit noch Apps dar: Ullrich kann sich durchaus einen Nutzen vorstellen, etwa bei der Beobachtung der Arzneimittelwirkung. „Wenn man regelmäßig testet, wo man steht, merkt man, dass es besser wird, und dann kauft man nach.“ Regulatorisch stünden Apps allerdings vor einer großen Hürde, da sie als Medizinprodukte gälten. Leikert gestand ein, dass auch die Politik an dieser Stelle noch überfragt sei. Auf europäischer Ebene seien erste Vorschläge erarbeitet worden, die nun schnell umgesetzt werden sollten.
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