Kommentar

Die Lobby der Apothekerlobby

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Berlin -

Über die politischen Errungenschaften der ABDA lässt sich streiten. Fehler im Management sind offensichtlich. Millionenbeträge werden verbrannt – für eine palastartige Immobilie, ein aufgeblähtes Leitbild, hilflose PR-Kampagnen oder eine grandios gescheiterte Versorgungsstudie, um nur einige Beispiele zu nennen. Dass noch keiner der Verantwortlichen seinen Hut nehmen musste, ist den nicht versiegenden Geldquellen zu verdanken. So ist ein Verwaltungsapparat entstanden, dessen einziger Zweck der Selbsterhalt ist.

Je unbedeutender die ABDA als politische Vertretung der Apotheker daher kommt, desto offensichtlicher wird ihre wirtschaftliche Dimension. Govi und WuV dominieren ganze Bereiche des Marktes. Von deren durchschnittlicher Nettorendite von 15 Prozent in den vergangenen drei Jahren können viele Apotheker nur träumen. Tatsächlich würden die beiden ABDA-Töchter sogar noch besser dastehen, wenn sie nicht allerlei Sonderposten – Stichwort: Präsidentensuite – querfinanzieren müssten.

Dabei ist die ABDA laut Satzung gar kein Wirtschaftsbetrieb. Zweck des Zusammenschlusses der Kammern und Verbände ist der Meinungs- und Erfahrungsaustausch, die Interessenvertretung und das Hinwirken auf „einheitliche Grundsätze“ und die Wahrung der „Zusammengehörigkeit aller deutschen Apothekerinnen und Apotheker“.

Vom Wirtschaftskonzern ABDA profitiert aber kein Apotheker. Weder gibt es Pflichtliteratur zum Selbstkostenpreis noch werden Umsatzsteigerungen beispielsweise wegen gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen mit irgendeiner Dividendenausschüttung belohnt. Die ABDA ist keine Genossenschaft, die ihren Mitgliedern Opfer abverlangt, um sie am wirtschaftlichen Erfolg zu beteiligen.

Lässt sich das ABDA-Monopol aus strategischen Erwägungen heraus rechtfertigen? Kaum. Pflichtabos und Pflichttermine gehören längst vergangenen Zeiten an. Solange man die kritische Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Mitgliedern scheut, geht die viel versprochene Transparenzoffensive ins Leere.

Der Berufsstand braucht kein Informationsmonopol, kein Fort- und Weiterbildungsmonopol, kein Datenmonopol. Das nützt alleine der ABDA und ihren Topmanagern – sowohl wirtschaftlich als auch in Bezug auf die Deutungshoheit. Ohne „Stütze“ würde das System vermutlich schnell in sich zusammenbrechen.

Bislang hat die ABDA als Interessenvertretung alle Anfeindungen überstanden. Die Achillesferse ist jedoch der Wirtschaftsbetrieb: Wer bei Gesetzesvorhaben wie der Apothekenbetriebsordnung mit am Tisch sitzt und gleichzeitig wirtschaftlich davon profitiert, hat einen Interessenkonflikt. Die ABDA ist nicht die Apothekerlobby, sondern die Lobby der Apothekerlobby.

So gesehen unterscheidet sie sich nicht von Splittergruppen, die sich einen politischen Anstrich geben, deren Geschäftszweck aber beispielsweise die Organisation von Kongressen oder die Vergabe von OTC-Siegeln ist.

Für wen also werden jene Vermögenswerte angesammelt, die sich nach Schätzungen auf rund 150 Millionen Euro summieren? Eine Entlastung des gebeutelten Berufsstandes wäre oberste Pflicht, doch die Beiträge für die Mitgliedsorganisationen kennen nur eine Richtung: nach oben.

Apothekerkammern und -verbände sollten bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen nachfragen, warum ihre Dachorganisation noch einen Palast in 1A-Lage bauen will, statt die Abgaben zu senken und Gutes zu tun. Daran wird sich aber nichts ändern, solange die Standesvertreter ihrem Obmann Friedemann Schmidt das präsidiale Postulat durchgehen lassen, das Vermögen der ABDA habe nichts mit dem Haushalt zu tun.

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