Porträt

Die dienstälteste Gesundheitsministerin

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Marie-Luise Dreyer ist ihr voller Name. Doch so nennt die aus Neustadt an der Weinstraße stammende Politikerin – zumindest im Kabinett – keiner. „Marie-Luise Dreyer, das sagen wir nur alle fünf Jahre“, hatte Beck bei ihrer erneuten Ernennung im Landtag nach der Wahl 2011 gewitzelt.

Nach dem Abitur studierte Dreyer erst Anglistik und katholische Theologie, sattelte später aber auf Jura um. Nach dem Abschluss arbeitete Dreyer zunächst als Staatsanwältin, bevor sie von 1995 bis 1997 hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach wurde. Mitglied der SPD ist sie seit 1995. Nach ihrer Zeit als Bürgermeisterin war sie als Sozialdezernentin in Mainz tätig. 2002 zog sie schließlich in das Ministerium ein.

Als Gesundheitsministerin folgte sie auf ihren Parteifreund Florian Gerster, der zuvor acht Jahre lang das Amt inne hatte. Inzwischen ist die heute 51-Jährige Deutschlands dienstälteste Ressortchefin auf diesem Gebiet. Ihre Handschrift im Ministerium sei es, Partner mit ins Boot zu holen, sagte Dreyer im März, als ihr zehnjähriges Jubiläum als Ministerin anstand.

Seit 2005 ist sie zudem Vorsitzende der SPD Trier. Bei der Landtagswahl 2011 gewann sie 40,6 Prozent der Erststimmen und holte das Direktmandat in dem eher konservativ geprägten Wahlkreis.

Innerhalb der Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz ist die Juristin beliebt. Sie sei die „Königin der Herzen“, sagte beispielsweise Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD) über sie. Oft ist von ihrem gewinnenden Wesen die Rede. Attribute wie „Teamgeist“ und „Leidenschaft“ fallen oft, wenn Dreyer und ihre Arbeitsweise charakterisiert werden sollen.

Negative Schlagzeilen produzierte sie im Jahr 2004. Damals geriet Dreyer unter Druck. Eine Erzieherin war von zwei jugendlichen Insassen eines Erziehungsheims im pfälzischen Rodalben erstochen worden. Die Opposition forderte ihren Rücktritt. Sie warf Dreyer Versäumnisse bei der Umsetzung des Projekts „Heimunterbringung statt Untersuchungshaft“ vor.

Zuletzt sorgte sie bei den Apothekern für Schlagzeilen, weil sie einen Feldversuch des Automatenherstellers Rowa unterstützt. Dieser will das Abgabeterminal Visavia trotz des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts zunächst in vier Apotheken testen. Die Apotheker fühlten sich übergangen.

Aber auch Dreyers Äußerungen zu den Warnstreiks im September waren einigen Apothekern ein Dorn im Auge. Im Vorfeld der Aktion hatte sie mitgeteilt, dass die Dienstbereitschaft zu keinem Zeitpunkt komplett eingestellt werden dürfe. „Darauf werden wir ein Auge haben“, hatte sie angekündigt.

2006 ging Dreyer mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, dass sie etwa 18 Jahren an Multipler Sklerose (MS) leidet. Die Krankheit hält sie allerdings nicht von berufsbedingten Reisen ab, zum Beispiel nach Afrika im vergangenen Jahr. „Irgendwann würde ich gern für ein paar Monate in Afrika leben“, sagte sie. „Mir geht es unheimlich gut. Ich kann nur nicht gut laufen“, sagte sie 2011.

Um aufzutanken, nimmt Dreyer regelmäßig eine Auszeit mit Urlaub. „Da kann ich sehr gut abschalten und komme mit vielen Ideen zurück.“ Ihr Wohnort ist Trier, wo sie mit ihrem Mann, dem Oberbürgermeister Klaus Jensen (SPD), und seinen drei Kindern zusammen lebt.

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