Videoapotheke

Die CoBox-Rechnung Alexander Müller, 15.07.2011 11:35 Uhr

Berlin - 

Die CoBox AG ist insolvent. Offenbar hat das Unternehmen aus dem hessischen Waldsolms weder neue Investoren noch ausreichend teilnehmende Apotheken gefunden. Der größte Haken an dem Geschäftsmodell Videoapotheke dürften die hohen laufenden Kosten gewesen sein.

Die CoBox-Macher selbst waren von folgenden Kennzahlen ausgegangen: 15 Kunden täglich bringen jeweils ein Rezept mit durchschnittlich 1,5 Positionen. Ausgehend von einem durchschnittlichen Einkaufspreis von 32 Euro je Packung ergibt sich ein Rohertrag von rund 40.000 Euro pro Apotheke.

Jeder dritte CoBox-Kunde kauft zusätzlich OTC-Arzneimittel. Dabei soll der Apotheker jedes Mal acht Euro verdienen, macht zusammen rund 11.000 Euro zusätzliche Erlöse. Insgesamt brächte die CoBox einen Rohertrag von 51.000 Euro.

Dem stehen in der Beispielrechnung auf der Ausgabenseite 35.000 Euro gegenüber. Darin enthalten ist die monatliche Leasinggebühr von 1600 Euro, der Wartungsvertrag, die Internetverbindung sowie Mietkosten für den Standort. Die Personalkosten wurden außerdem mit 7000 Euro jährlich veranschlagt, weil eine PTA rund ein Fünftel ihrer Arbeitszeit an der CoBox-Kamera verbringt.

Geht man davon aus, dass die Zahl von knapp 4000 CoBox-Kunden pro Jahr und deren Kaufverhalten plausibel sind, käme man auf einen Gewinn von 16.000 Euro.


Allerdings klaffen in der Aufstellung Lücken: Die Versandkosten für einen Kurier oder den eigenen Botendienst mit entsprechenden Personal- und Kfz-Kosten sind in der Rechnung nicht enthalten. Auch die Einmalkosten für die CoBox sind nicht aufgeführt. Allein der Telekomanschluss soll 700 Euro gekostet haben, das Kassenterminal mit Drucker je nach Anbieter sogar rund 3000 Euro. Gegebenenfalls kommen dann noch 150 Euro für eine Versanderlaubnis hinzu.

Doch selbst bei den Kosten im laufenden Betrieb gibt es einen weiteren Haken: Die Zusatzerlöse werden demnach ausschließlich über Neukunden generiert. Das ist zumindest bei einer CoBox auf dem Land, die den Weg zur betreibenden Apotheke verkürzen soll, sehr unwahrscheinlich.

Anders könnte es bei den Installationen in Ärztezentren oder Großunternehmen mit Schließfächern aussehen. Hier könnte die Rechnung wegen der geringeren Lieferkosten an nur einen Standort und die höhere Kundenfrequenz sogar aufgehen. Allerdings müssten dann die Personalkosten entsprechend höher veranschlagt werden. Denn in der Beispielrechnung muss die „CoBox-PTA“ jeden Tag noch 60 Kunden in der Apotheke bedienen.

Auch die Auslastung der Videokabine ist natürlich begrenzt. Trotzdem ging man bei der CoBox davon aus, dass sich irgendwann die Kunden die Klinke in die Hand geben: Im zweiten Jahr sollten täglich 20 Patienten in die Kabine kommen - und das, obwohl zur gleichen Zeit eine Liefergebühr von 2 Euro eingeführt werden sollte. Am Ende musste vielleicht zu viel passen, damit sich die Videokabine wirklich lohnt.