DAK-Projekt: Zuckermessen ohne Teststreifen APOTHEKE ADHOC, 10.02.2015 12:17 Uhr
Die DAK-Gesundheit bietet ihren Versicherten mit schwerem Diabetes ein neues Messverfahren zur Bestimmung des Blutzuckers. Ab Mitte des Jahres erhalten ausgewählte Patienten den Sensor „FreeStyle Libre“ des Herstellers Abbott. Dieser ermöglicht das Zuckermessen mit einem diskreten Scan am Oberarm und ohne „Finger-Piks“.
Die Messung erfolgt in der Zwischenzellflüssigkeit des Unterhautgewebes. Bei sich schnell ändernden Glukosespiegeln, ist jedoch eine zusätzliche Kontrolle mittels eines Blutzucker-Messgeräts erforderlich, weil die Glukosewerte in der Gewebeflüssigkeit die Blutzuckerwerte eventuell nicht genau widerspiegeln. Dasselbe gilt, wenn das System eine Hypoglykämie oder eine anstehende Hypoglykämie anzeigt oder die Symptome nicht mit den Messwerten des Systems übereinstimmen.
Das Setzen eines Sensors erfordert ein Einführen eines Sensorfilaments unter die Haut. Der Patient appliziert den Sensor am Oberarm, der etwa so groß ist wie ein Zwei-Euro-Stück. Dieser misst fortlaufend die Zuckerkonzentration unter der Haut. Der Patient kann den Sensor jederzeit mit einem kleinen Lesegerät scannen. Der Glukosewerte wird bis zu 90 Tagen abgespeichert. Der Sensor selbst kann bis zu zwei Wochen lang getragen werden, auch beim Sport und Baden.
Das FreeStyle Libre-System von Abbott ist seit November 2014 auf dem deutschen Markt. Statt Momentaufnahmen sollen die Lesegeräte Zuckerverläufe in Kurven-Diagrammen anzeigen. Patienten bekämen mit dem neuen Messsystem wesentlich mehr Informationen als durch die herkömmliche Blutzuckermessung, so Dr. Ansgar Resch, General Manager von Abbott Diabetes Care Deutschland.
Im vergangenen Jahr musste Abbott jedoch vor einer Sicherheitslücke bei seinem neuen Messsystem warnen. Bei Störungen in der Energieversorgung könne das System den Sensor deaktivieren; dieser Mechanismus funktioniere nach neuen Erkenntnissen aber in seltenen Fällen nicht richtig, so der Hersteller. Das Modell wurde damals von Ärzten getestet, der Fehler wurde laut Abbott zwischenzeitlich behoben. Der Vertrieb des Geräts läuft nicht über die Apotheken, sondern direkt an die Patienten.
Die Produktionskapazitäten bei Abbott sind allerdings noch beschränkt. Das Projekt startet deshalb mit einer limitierten Patientenzahl bei der DAK-Gesundheit. „Von den Patienten, die an unseren DAK-Gesundheitsprogrammen Diabetes mellitus Typ 1 und 2 teilnehmen, werden wir das Angebot zunächst denjenigen machen, die eine intensivierte Insulintherapie benötigen und am stärksten unter dem ständigen Zuckermessen leiden“, so DAK-Vorstandsmitglied Thomas Bodmer.
Der Sensor sei für Menschen mit Diabetes gedacht, die sich im Rahmen einer intensivierten Insulintherapie täglich viele Male in den Finger stechen müssten und nach jahrzehntelanger Krankheit und tausendfachem Piks oft taube Fingerspitzen hätten. Der neue Sensor soll ihnen helfen, ihre Glukosewerte schmerzfreier zu kontrollieren. „Wir gehen davon aus, dass sich der Sensor in Zukunft auch in der Regelversorgung durchsetzen wird“, so Bodmer.