Schladming

App, Impfen, AMTS: Neue Aufgaben für Apotheker APOTHEKE ADHOC, 22.01.2016 13:24 Uhr

Berlin - 

Mehr alte und multimorbide Patienten und ein Mangel an Hausärzten – über Landesgrenzen hinweg sind Gesundheitssysteme und Apotheker mit denselben Problemen konfrontiert. Das stellten auch die Pharmazeuten beim Pharmacon-Kongress in Schladming fest. Die Standesvertreter aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz sehen die Entwicklung als Chance: Apotheker würden an Bedeutung gewinnen und neue Aufgaben übernehmen, so ihr Fazit.

Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, sieht es als Aufgabe der Apotheker, die Gesundheitskompetenz der Patienten weiter zu heben. „Die Apotheker gehören zu den Berufsgruppen, denen die Bevölkerung am meisten vertraut“, erklärte er. Die Steigerung der Gesundheitskompetenz werde in vielen Projekten in und außerhalb der Apotheken umgesetzt. Wellan verwies auf die App der Österreichischen Apothekerkammer. Diese sei führend in der Kategorie Medizin. Patienten könnten sich mit der App über Notdienste und Medikamente informieren, außerdem enthalte sie einen Impfpass.

Das Thema Impfen griff Dominique Jordan, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands PharmaSuisse, gern auf und berichtete, dass 2015 das Medizinalberufegesetz geändert wurde: „Fortan müssen Apotheker während dem Grundstudium zusätzlich angemessene Grundkenntnisse über Diagnose und Behandlung häufiger Krankheiten sowie Kompetenzen zur Gesundheitsförderung, insbesondere Impfen, erlangen.“ In einigen Kantonen der Schweiz dürfen Apotheker inzwischen selbst impfen.

Dass Apotheken mehr Aufgaben übernehmen, kennt auch Dr. Maximin Liebl, Präsident der Apothekerkammer der Provinz Bozen/Südtirol. „In Südtirol und Italien werden immer mehr Dienstleistungen von den Krankenhäusern hinaus in die ambulante Versorgung verlegt, um Kosten zu sparen“, erklärte er. Die Apotheke könne einige dieser Dienstleistungen übernehmen und so fester im Gesundheitssystem verankert werden, ist er überzeugt.

Zu diesen Dienstleistungen zählt Liebl etwa Medikationschecks. Weitere Angebote wie Impfungen würden angestrebt. Außerdem stärkten die Apotheker die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen, etwa indem sie eine Krankenschwester beschäftigten, die Injektionen verabreichen könne.

Von solchen Modellen ist man in Deutschland noch weit entfernt. Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) erklärte: „Die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist eine unserer zentralen Aufgaben.“ AMTS beruht für ihn auf einem Medikationsmanagement, für das Arzt und Apotheker gemeinsam verantwortlich sind. Allerdings sind die deutschen Apotheker von einer solchen Zusammenarbeit noch weit entfernt – die Verantwortung für Medikationspläne obliegt laut E-Health-Gesetz allein den Ärzten.

In Zukunft wollen die Apotheker weiter zusammenarbeiten. Schließlich seien die Herausforderungen in den vier Ländern ähnlich. Einen Anfang macht im vergangenen Jahr Wellan, der die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) besuchte und sich mit Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening traf.