Schmidt: Kleine Apotheken unverzichtbar Lothar Klein, 11.10.2016 14:37 Uhr
Das Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) ist laut ABDA nur der erste Schritt zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Apotheken. „Die Apotheken erwarten Planungssicherheit und Stabilität im zentralen Vergütungsfeld“, forderte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zum Auftakt des morgen beginnenden Deutschen Apothekertages (DAT) in München. Das sei insbesondere für die kleinen Apotheken wichtig. Die Apotheken blickten zwar mehrheitlich optimistisch in die Zukunft. Es gebe aber große Unterschiede zwischen kleinen und großen Apotheken sowie Land- und und Stadtapotheken.
„Für die Mehrheit sieht es ganz gut aus“, sagte Schmidt. Seit vier Jahren gebe es eine ungewöhnliche Situation ohne negative politische Eingriffe. „Wir hatten Jahre einer ungestörten Entwicklung“, betonte Schmidt. Gleichwohl will sich der ABDA-Präsident intensiv um die Situation der kleinen Apotheken kümmern. „Die haben deutlich schwierigere Rahmenbedingungen“, so Schmidt. Schmidt widersprach der Einschätzung, dass es in den kommenden Jahren bei den kleinen Apotheken zu einem beschleunigten Bereinigungsprozess kommen wird.
Zwar setze sich der Rückgang der Apothekenzahl auch im Jahr 2016 ungebremst fort, „aber wir treten dem entgegen“. Nach ABDA-Angaben sind im ersten Halbjahr 2016 unter dem Strich 109 Apotheken vom Markt verschwunden. Im Gesamtjahr 2015 zählte die ABDA 187 Aufgaben. „Die kleinen Apotheken haben einen ganz wesentlichen Anteil an der flächendeckenden Versorgung“, betonte Schmidt: „Wir können auf sie nicht verzichten.“
An die Politik appellierte der ABDA-Präsident, dafür zu sorgen, dass die „Vergütung dahin fließt, wo die Leistung erbracht wird“. Man müsse zudem gezielte Instrumente finden, die kleinen Apotheken zu sichern und zu entlasten. Dabei spielt aus ABDA-Sicht der Abbau von Bürokratie eine zentrale Rolle. „Das Thema müssen wir stark diskutieren“, so Schmidt.
Nach Auffassung der ABDA ist die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln trotz der sinkenden Apothekenzahl nicht gefährdet. Laut DAV-Chef Fritz Becker hat das von der Bundesregierung verabschiedete Landarztgesetz die Lage „stabilisiert“ und die Stadtwanderung der Ärzte verlangsamt. Das „System trägt“, bestätigte auch der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer.
Als Beispiel verwies die ABDA-Führung auf die Einrichtung von Rezeptsammelstellen in unterversorgten Regionen wie in Hüffenhardt. Dort hat DocMorris zuvor die Errichtung eines Arzneimittelautomaten angekündigt. Darüber hinaus gibt es laut ABDA „keinen konkreten Handlungsbedarf“ zur Sicherung der Arzneimittelversorgung.
Schmidt kündigte an, die ABDA werde die parlamentarische Beratung des AM-VSG in den kommenden Monaten „aktiv“ begleiten und ihre politischen Forderungen weiter einbringen. Die ABDA rechnet mit einem langwierigen Beratungsprozess. Neben der im AM-VSG zugesagtem Erhöhung der Rezeptur-und BtM-Gebühr um insgesamt 100 Millionen Euro drängt die ABDA unverändert auf eine Anhebung des Fixhonorars von 8,35 Euro für die Angabe von rezeptpflichtigen Arzneien. Diese Forderungen werde die ABDA auch in der heraufziehenden Wahlkampf und die Regierungsbildungsphase im Herbst 2017 einbringen.