Eigentlich sollte bei der Auszeichnung der Sieger des von der Apothekenkooperation Avie ausgelobten „Deutschen Apothekerpreises“ nur gefeiert werden. Doch bei der diesjährigen Preisverleihung im Rahmen mischten sich kritische Töne in die Festreden: Der Prozess um das deutsche Arzneimittelpreisrecht drückt auf die Stimmung: „Sorgen macht mir der EuGH“, sagte Avie-Chef Dr. Thomas Zenk.
Brächten die Luxemburger Richter das deutsche Arzneimittelpreisrecht für ausländischen Versandapotheken zu Fall, sehe er eine „substanzielle Gefahr für die Versorgung durch die deutschen Apotheken“, so Zenk. Gesetzt würden damit auch unerwünschte Anreize für Patienten, wegen der Boni mehr Rezepte einzureichen. Zenk appellierte an den bei der Diskussionsrunde anwesenden Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Karl-Josef Laumann (CDU): „Schützen Sie die inhabergeführte Apotheke.“
Der Jury-Vorsitzende Klaus Mellis, Vorstandsmitglied im Apothekerverband Nordrhein, fand ebenfalls klare Worte: Apotheker seien die einzige akademische Berufsgruppe, die „24 Stunden an sieben Tagen zur Verfügung steht“. Und Apotheker seien „Kümmerer“: Sie kümmerten sich um die Patienten und um die „überbordende Bürokratie“ – und beides mit einem hohen Qualitätsanspruch. Der Generalanwalt wolle die Apotheker aber offenbar reduzieren auf den Internethandel, „reduzieren auf die 'Krämerseele'“. „Dafür fehlt mir jedes Verständnis“, so Mellis.
Trotzdem freute sich Mellis über die Kreativität seiner Kollegen in den öffentlichen Apotheken: Überaus positiv für die Jury sei gewesen, dass Arzneimittetherapiesicherheit (AMTS) als Aufgabe in den Apotheken angekommen sei – alle Gewinner des Deutschen Apothekenpreises 2016 haben an diesem pharmazeutischen Thema gearbeitet. „Ganz nach dem Motto: 'Wir Apotheken kümmern uns…'“, so Mellis.
Als Preisträger suchte Avie in der dritten Auflage des Preises beispielhafte Projekte und Engagements, die die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke als die Instanz der flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Deutschland herausstellen. Dass der Schwerpunkt auf dem Thema AMTS lag, ist kein Zufall. „Hier will Avie mit dem Deutschen Apothekenpreis ein Zeichen setzen“, so Zenk.
Die 33 Projekteinreichungen zeigten erneut das Leistungsspektrum der Apotheken zur Aufrechterhaltung einer wohnortnahen Versorgung. Unverständlicherweise seien die Apotheken aber im Zuge der letzten Gesetzesänderungen weder im Präventionsgesetz noch beim Medikationsmanagement im E-Health-Gesetz adäquat zum Zuge gekommen, so Zenk.
Wie bereits bei der ersten Auflage in 2014 ergaben die Bewertungen der Jurymitglieder eine Punktegleichheit für den 1. Platz: Dr. Ruth Britz-Kirstgen von der Rathaus-Apotheke Blankenheim in Blankenheim-Ahr erhielt den Preis für ihr Projekt „Sturz ist kein Pflegerisiko – Vermeidung schwerer arzneimittelbezogener Nebenwirkungen beim geriatrischen Patienten“.
Stefan Göbel von der Brücken Apotheke erhielt die Auszeichnung für das Projekt „Etablierung des Medikationsmanagements – Auflösung eines Interessens- und Zielkonfliks zwischen Ärzten, Apothekern, Krankenkassen und Patienten“.
Den 3. Platz belegte Dietmar Bittenbinder von der Apotheke am Burgunderplatz in Limburgerhof mit seinem selbstentwickelten Medikationsplan „MDCheck 2016 – Ein Businessmodell für inhabergeführte deutsche Apotheken zur Verbesserung der Versorgung von multimorbiden, meist chronisch kranken Patienten“.
Bittenbinder nutze die Gelegenheit ebenfalls für einen Appell an Laumann, der zuvor sehr engangiert über die Notwendigkeit des Ausbaus der Pflegeversicherung gesprochen hatte: „Binden Sie die Apotheker in die Pflegeversorgung ein“, so Bittenbinder. Apotheker könnten das Pflegepersonal bei der Arzneimittelversorgung erheblich entlasten. „Warum haben Sie daran bislang nicht gedacht?“
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