Stammzellforschung

Deutsche Politiker gegen Chimären

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Die Bundesregierung und Forschungspolitiker haben eine Stammzellen-Offensive wie in Großbritannien ausgeschlossen. Das britische Parlament hatte der Herstellung von Embryonen aus Mensch und Tier zugestimmt und auch die Auswahl von künstlich gezeugten Embryonen zu Therapiezwecken befürwortet. „Die Herstellung von Chimären ist in Deutschland verboten und wird es auch bleiben“, sagte ein Sprecher von Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) am Dienstag. Das Gesundheitsministerium erklärte in Berlin, auch die vom Londoner Parlament angestoßene Auswahl von Embryonen, um kranke Geschwister zu retten, sei in Deutschland nicht zulässig.

„Die bei diesem Verfahren eingesetzte Präimplantationsdiagnostik und die Selektion ist nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Es ist nicht beabsichtigt, dieses Verfahren durch eine Änderung des Gesetzes zu ermöglichen“, sagte ein Ministeriumssprecher. Zweifel an der deutschen Rechtslage bei der Herstellung von Embryonen aus Menschen-Erbgut und Tier-Eizellen äußerte dagegen der SPD-Experte René Röspel. Es gebe gewichtige Stimmen, die darauf hinwiesen, dass einige der in Großbritannien diskutierten Technologien zur Chimären-Produktion durch das deutsche Embryonenschutzgesetz nicht verboten seien. „Daher muss sich der Bundestag die Frage stellen, ob eine Klarstellung der Ablehnung der Herstellung von Chimären geboten und erforderlich ist“, sagte Röspel.

Die Forschungsexpertin der Grünen, Priska Hinz, bedauerte die Entscheidung der britischen Abgeordneten: „Damit werden die ethischen Hürden für die embryonale Stammzellforschung weiter gesenkt. Die Grenze zwischen Mensch und Tier darf nicht aufgehoben werden.“ Die forschungspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Ilse Aigner (CSU), sagte, sie hoffe, dass von einer Chimären-Freigabe auf der Insel kein Anreiz für Wissenschaftler in anderen Ländern ausgehe.

Der Bundestag hatte im April deutschen Stammzellenforschern mit dem Zugang zu jüngeren Zelllinien aus dem Ausland mehr Spielraum gegeben. Das Parlament beschloss mit klarer Mehrheit eine Verschiebung des umstrittenen Stichtags auf den 1. Mai 2007. Zuvor durften die Wissenschaftler nur Stammzellen verwenden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland gewonnen und nach Deutschland importiert wurden.

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