Kommentar

Der Wahn des Großkunden

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Berlin -

Es ist das Mantra des Großkunden: Die Krankenkassen wollen ihren alten Apothekenabschlag von 2,30 Euro zurück. Mit dieser Maximalforderung geht der GKV-Spitzenverband in jede politische Debatte. Neu ist, dass die Kassen eine Erhöhung des Apothekenhonorars nicht kategorisch ablehnen. Trotzdem ist das Ansinnen der Kassen eine Unverschämtheit gegenüber den Apotheken.

 

Mit dem AMONG wurden die Apotheken überproportional belastet, das hat mittlerweile auch die Regierung eingesehen. Über eine Korrektur wird ernsthaft nachgedacht. Da ist es verständlich, dass sich die Kassen möglichst schadlos halten wollen. Aus ihrer Sicht wäre eine Honorarerhöhung besser als eine Absenkung des Abschlags – da erstere auch von der PKV mitgetragen würde.

Doch anscheinend hält der GKV-Spitzenverband eine Entlastung der Apotheken noch immer für unangemessen. Ziel der Kassen dürfte es sein, das Honorarplus mit einem erhöhten Abschlag komplett zu kompensieren. Entweder gehen dann die Apotheken unter dem Strich leer aus, oder die Mehrausgaben werden zur Gänze auf die Privaten abgewälzt. Der Scheinkompromiss der Kassen hätte bei der zweiten Variante noch den positiven Nebeneffekt, die ungeliebte PKV-Konkurrenz endgültig abzuschütteln. Dass die Kassen bei einer bürgerlichen Regierung damit durchkommen, ist unwahrscheinlich.

Und die Apotheken? Für sie ist der Vorschlag eines fixen Abschlags im Grundsatz in Ordnung, solange das Honorar eine Dynamisierung erfahren würde. Vor allem könnten sie sich dann die leidigen Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband über den „Großkundenrabatt“ ersparen. Schließlich pfeifen die Kassen auf unabhängige Schiedssprüche und ziehen mit ihren 2,30 Euro sogar bis vor das Bundessozialgericht.

 

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