Die Regierung zerbricht, der Wahlkampf beginnt – und die Abda zerlegt sich erst einmal selbst. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening wurde abgewählt – nur um im zweiten Anlauf erneut als Kandidatin ins Rennen geschickt zu werden. Das kostet nicht nur wertvolle Zeit, sondern schwächt die Apotheken in der politisch entscheidenden Phase völlig unnötig. Ein Kommentar von Carolin Ciulli.
Nach ihrer Schlappe wollte Overwiening eigentlich nicht mehr für die Präsidentschaft kandidieren. Dass sie dies nun doch noch einmal versuchen will, zeigt nur die Unsicherheit, die die Apothekerinnen und Apotheker seit Langem zu spüren bekommen. Dabei ist längst bekannt, dass Overwiening keine Joker mehr hat, die sie in die Verhandlungen mit der Politik mit einbringen kann.
Was folgt also? Die Abda könnte mit einer Wiederwahl Overwienings die Chance verpassen, die sich durch das Ampel-Aus aufgetan hat. Denn auch wenn Karl Lauterbach (SPD) in seinem jüngsten Brief ankündigt, seine Linie fortfahren zu wollen, ist es nicht sicher, dass die SPD überhaupt wieder ins Gesundheitsministerium (BMG) einziehen wird.
Preis dagegen ist ein Kandidat, der in Nordrhein gut vernetzt ist und Erfahrung in der politischen Arbeit auf regionaler Ebene hat – immerhin ist er mehr als 20 Jahre im Amt des Verbandsvorsitzenden. Aber ist er der Richtige, um frischen Wind und neue Ideen für die Apothekerschaft mitzubringen? Der Richtige, der der Politik deutlich machen kann, dass es ohne eine Honoraranpassung weiter bergab mit der Arzneimittelversorgung im Land gehen wird und der Versandhandel keine Alternative darstellen dürfte?
Sein Interesse am Posten hatte sich schon bei der Vorstandswahl des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) angedeutet, als er signalisierte, dass er Verantwortung auf Bundesebene übernehmen wollen würde. Fraglich bleibt, ob er diejenigen im geschäftsführenden Vorstand überzeugen kann, die zuletzt aus Protest gegen ihre Präsidentin gestimmt hatten.
Das Hin und Her bei der Abda-Wahl vergeudet letztlich nur kostbare Wahlkampfzeit und die Apothekerinnen und Apotheker werden – wieder einmal – mit ihren Problemen alleine gelassen. Dass die Inhaberinnen und Inhaber mit derselben Standesvertretung mit einer noch geschwächten Kandidatin in die nächste Legislaturperiode gehen, just nachdem Lauterbach seine Apothekenreformpläne in seinem Brief an die Regierungsfraktionen praktisch unverändert wieder auf die Agenda setzt, darf nicht passieren.