Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet schon in den kommenden Wochen eine deutliche Verbesserung der Corona-Lage. „Es wird ein super Sommer werden“, sagt er gegenüber der Apotheken Umschau. Was dann im Herbst kommt, hänge jedoch ganz wesentlich davon ab, ob die Impfpflicht kommt.
Lauterbach hat der Apotheken Umschau Rede und Antwort gestanden – und sich dabei deutlich für eine Impfplicht ab 18 Jahren ausgesprochen. Er sei ein „klarer Befürworter“ und werde den Antrag im Bundestag unterstützen. „Was bringt denn eine Impfpflicht ab 50 Jahren, bei der die Jüngeren mit vielen Risikofaktoren wie Diabetes oder Krebs ungeschützt bleiben? Wenn wir das große Rad drehen, muss das Gesetz sitzen.“
Die Frage, ob man sich früher für eine Impfpflicht hätte einsetzen sollen, stelle er sich hingegen nicht. „Wir haben ja jetzt ein ganz anderes Wissen“, erklärt er – zum Beispiel darüber, wie Omikron sich verbreitet, wie schwer die Delta-Welle verlaufen ist, oder aber, dass es Vorbehalte gegen das Impfen gibt. „Vieles von dem wussten wir nicht. Darüber jetzt zu spekulieren, ist müßig. Wichtig ist, dass wir jetzt die Impfpflicht einführen.“
Ohne ein klares Versprechen abzugeben beteuerte er dabei auch, dass nach dem Booster voraussichtlich Schluss ist: „Für die Erfüllung der Impfpflicht reichen die drei Impfungen zur Grundimmunisierung.“ Man sehe, dass der Immunschutz bei drei Impfungen sehr gut erhalten bleibt und bei Durchbruchinfektionen keine schweren Verläufe zu erwarten seien. „Wer sich zur Sicherheit nochmals oder auch jährlich impfen lässt, kann das auch machen“, so Lauterbach.
Ganz ohne politisches Geplänkel kommt das Interview trotzdem nicht aus: Lauterbach greift den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder dafür an, dass er die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Freistaat aussetzen will. Das beschlossene Gesetz könne die bayerische Landesregierung nicht einfach so außer Kraft setzen. „Laxe Vollzugsregeln der einrichtungsbezogenen Impfpflicht können nicht nur das Leben der älteren Menschen mit schwachem Immunsystem gefährden“, so Lauterbach. „Dazu gefährden sie auch die Glaubwürdigkeit von Politik.“
APOTHEKE ADHOC Debatte