Porträt

Der noch jüngere Gesundheitsminister Benjamin Rohrer, 10.05.2011 17:05 Uhr

Berlin - 

Für liberale Nachwuchspolitiker ist Daniel Bahr (FDP) sicherlich ein Vorbild: Mit 34 kann der Bundesgesundheitsminister in spe bereits auf eine 20-jährige politische Karriere zurückblicken. Im schwierigen Feld der Gesundheitspolitik und in seiner Partei legte Bahr einen rasanten Aufstieg hin, der in der nun anstehenden Ernennung als Bundesgesundheitsminister gipfelt.

Schon mit 14 Jahren trat der im rheinland-pfälzischen Lahnstein geborene Bahr den Jungen Liberalen bei. Recherchen zu einem Schülerzeitungsartikel über politische Jugendorganisationen hätten ihn von den JuLis überzeugt, berichtet Bahr. Mit 23 übernahm er den Bundesvorsitz der JuLis, den er bis 2004 inne hatte. Als „junger Wilder“ der FDP machte er damals erstmals auf sich aufmerksam: Mit einem Videoprojektor projizierte er den Schriftzug: „Kann man in diesem Haus bei 4, 3 Millionen Arbeitslosen noch gut schlafen?“ auf die Außenmauern des Kanzleramtes.

Parallel zu seinem innerparteilichen Aufstieg absolvierte Bahr eine gesundheitswirtschaftlich orientierte Ausbildung: Nach einer Lehre zum Bankkaufmann bei der Dresdner Bank studierte er Volkswirtschaft sowie „International Health Care“. Bis Oktober 2009 war Bahr zudem Mitglied des Beirates der Ergo-Versicherungsgruppe, die auch private Krankenversicherungen anbietet.

Seit 2001 ist Bahr Mitglied im FDP-Bundesvorstand. Bei der Bundestagswahl 2002 rückte der Münsteraner über die NRW-Landesliste erstmals in den Bundestag ein und wurde Fraktionssprecher für den Bereich „demographische Entwicklung, Behindertenpolitik und Pflege“. In der darauf folgenden Legislaturperiode ab 2005 war er Mitglied des Gesundheitsausschusses und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP.

Bei den Bundestagswahlen 2009 feierte die FDP ihr bestes Wahlergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik (14,9 Prozent) - und stellte ebenfalls zum ersten Mal den Bundesgesundheitsminister. Allerdings zog nicht Bahr, sondern der niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) ins Turmbüro in der Friedrichstraße ein. Immerhin ernannte Rösler Bahr zum parlamentarischen Staatssekretär.

Seit Parteichef Guido Westerwelle wegen stetig sinkender Umfrage- sowie schlechter Landtagswahlergebnisse in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck geraten war, positioniert sich Bahr gemeinsam mit Rösler und FDP-Generalsekretär Christian Lindner als Teil einer nachwachsenden Führungsgarde. Die drei Spitzenpolitiker setzen sich für eine personelle sowie programmatische Erneuerung der Partei ein.

In ihrem „FDP-Neujahrsappell“ profilierten sich die drei Spitzenpolitiker Anfang des Jahres als „jüngere Führungskräfte“, setzten sich für eine Überarbeitung der von Westerwelle geschaffenen „Wiesbadener Grundsätze“ ein und machten sich für ein Wiederbeleben der liberalen Tugenden stark.

Für die Umsetzung dieses „neuen Liberalismus“ erhält das Trio nun seine Chance: Nach den schlechten Wahlergebnissen der Liberalen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie Westerwelles Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Parteichef haben Rösler, Lindner und Bahr das Personalkarussell der FDP in Bewegung gebracht - und sich selbst in Spitzenämtern positioniert.