Kommentar

Der Jugendwahn der FDP Alexander Müller, 04.04.2011 13:36 Uhr

Berlin - 

Philipp Rösler ist der neue Hoffnungsträger der FDP. Warum? Weil er die starken Landesverbände Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hinter sich hat und weil er jung, intelligent und charmant ist. Außerdem gehört er schon dem Kabinett an und ist ohne Frage ein brillanter Redner. Aber reicht das für die Führung einer Partei?

Röslers politische Karriere ist überschaubar: für kurze Zeit Wirtschaftsminister in Niedersachsen, dann Bundesgesundheitsminister in Berlin - und das war schon für viele überraschend. Jetzt soll er zwischen den erfahrenen Machtpolitikern Angela Merkel und Horst Seehofer sitzen und die FDP aus der Krise taktieren.

Aber ein erfahrener Haudegen oder Leitwolf wird bei den Liberalen gerade nicht gesucht: Es ist erstaunlich, welcher Stellenwert dem Alter des neuen Vorsitzenden beigemessen wird. Andererseits war es genauso bei Guido Westerwelle, der mit 40 bislang jüngster Parteichef wurde. Jugendwahn kann kein Programm auf Dauer sein - nicht für die Partei und nicht für das Personal: Mit 49 Jahren ist Westerwelle bei den Liberalen abgefackelt, die 59-jährige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist als FDP-Chefin schon nur noch als Übergangslösung im Gespräch.

Soweit will es Rösler nicht kommen lassen: Er wird nicht müde zu erzählen, dass Politik eigentlich gar nicht sein Geschäft ist und dass er sich spätestens mit 45 Jahren ganz aus dem Berliner Tollhaus zurückziehen will. Damit beugt der heutige Shooting-Star seinem unvermeidlichen Abgesang vor. Sieht so die Perspektive der FDP aus?

Bei den Liberalen zählt das Heute: Rösler, Lindner und Bahr sollen es reißen, die sogenannten „jungen Wilden“. Die drei hatten zum Jahreswechsel ein neues Grundsatzprogramm entlang liberaler Tugenden gefordert. Doch Rösler ist auf seinem Posten den eigenen Vorgaben bislang kaum gefolgt: Er hat das Gesundheitssystem mit Spargesetzen überzogen wie seine Vorgänger. Als Parteivorsitzender müsste er die Tradition des Liberalismus verkörpern. Ob er dazu schon das Format hat oder nur als Lückenbüßer verheizt wird, daran hängt das Schicksal der FDP.