Kommentar

Der inszenierte Minister

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Berlin -

Daniel Bahr ist kein guter Gesundheitsminister. Aber er ist das, was man einen ausgebufften Politprofi nennt. Und deshalb geht es ihm zuweilen auch weniger um Gesundheits- und mehr um Parteipolitik: Die aktuelle Frage ist nicht, welche Leistungserbringer so geknechtet sind, dass sie am dringendsten Hilfe brauchen. Die Frage ist, wen aus der einstigen Stammklientel er opfern kann, um nicht selbst an die Wand genagelt zu werden. Die Antwort lautet: die Apotheker.

 

Das Ensemble in diesem Intrigenspiel: Im Scheinwerferlicht stehen ein Arzt, der Bedürftigen hilft, ein Minister, der genauso viel Herz wie Feingefühl hat, und die Apotheker, die vor lauter Raffgier und Polemik kaum noch aus den Augen gucken können. Am Bühnenrand warten im Dunkel die Vertreter der Krankenhauskonzerne, denen derselbe Minister 350 Millionen Euro spendieren will. Immerhin ist Wahl in NRW, und die Klinikbosse hatten nach Düsseldorf geladen, um die Streichung von 20.000 Jobs zu verkünden.

Und so war es wohl weniger Impuls als Kalkül, dass Bahr die Debatte unter den Apothekern aktiv anfeuerte. Einerseits war das Thema nichtig genug, um nicht zum Bumerang zu werden. Andererseits waren die Reaktionen auf seine Einlassung vorhersehbar – und landeten, welch Zufall, prompt in der Presse: „Apotheker fallen über Bahr her“, titelten Berliner Zeitung, Spiegel und ARD-Morgenmagazin. Genauso machte es Sinn: Primitive Apotheker, unbestechlicher Minister.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Bahr als Hardliner inszenieren lässt. Als vor einem Jahr die geplante Lockerung des Werbeverbots für Arzneimittel die Runde machte, wurde eilig die Verbannung der Pharmalobby aus den Sachverständigenausschüssen in die Tagespresse gehievt. Klientelpolitik? Doch nicht mit der FDP!

Doch es ist durchschaubar, dass Bahr seine Feindbilder gefunden hat. Denn um sich und seine Partei reinzuwaschen, legt er sich immer mit denselben an. Mit denen, die er meint seiner Parteipolitik opfern zu können. Ein Minister, der sich über fehlende Anstandsformen auslässt, sollte aber auch den Stil seiner Amtsführung im Blick behalten.

 

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