Kommentar

Der Hilferuf

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Berlin -

Kooperationen sollen Politik machen – dies ist das Ergebnis einer APOSCOPE-Umfrage. Dass Linda, Gesund leben & Co. von einer Mehrheit der Befragten in einem Atemzug mit Kammern und Verbänden genannt werden, ist vor allem eines – ein Hilferuf vieler Kollegen, die sich mit den Misserfolgen der ABDA nicht mehr abfinden wollen.

Als vor mehr als 15 Jahren die ersten Kooperationen auf der Bildfläche erschienen, waren die Warnungen der sogenannten verfassten Apothekerschaft groß: Man müsse aufpassen, sich nicht wie die Ärzte auseinander dividieren zu lassen. Nichts weniger als eine Vorstufe zu Ketten seien Verbünde. Und in Wirklichkeit oft nur auf die Interessen der hinter ihnen stehenden Großhändler ausgerichtet.

Die Kette ist (bislang) nicht gekommen, die Kooperationen haben sich an die Spielregeln gehalten und die Berufspolitik brav den Kammern und Verbänden überlassen. Vom MVDA kommt hin und wieder ein Präsidentenbrief, der manchmal forscher geschrieben als gedacht ist. Avie ist nach den Mahnungen rund um Rx-Boni und Skonto-Urteil derzeit weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Und alle anderen Verbünde sind von Hause aus mehr im Heute als im Morgen zu Hause.

So sind Kammern und Verbände und mit ihnen die ABDA kaum einem „Friendly fire“ ausgesetzt. Selbst Splittergruppen wie der BVDAK oder die Freie Apothekerschaft begnügen sich mit gelegentlichen Protestnoten, die aber in der Regel ohne Folgen bleiben. Und der BVDA ist in die berufspolitische Bedeutungslosigkeit abgestiegen und beschäftigt sich lieber mit Massageliegen als mit Zukunftsthemen.

Dass ausgerechnet jetzt der Ruf laut wird, Kooperationen sollten sich stärker in die Berufspolitik einbringen, zeigt, wie groß die Verzweiflung vieler Kollegen über die eigene Interessenvertretung ist. Seit Jahren hat die ABDA keine Erfolge vorzuweisen – und die Wahrheit ist, dass die Apotheker bei zahlreichen Politikern in Berlin durchgefallen sind: Von Hilflosigkeit gepaart mit Bräsigkeit ist vielerorts die Rede. Keine Grundlage, um der eigenen Klientel ein größeres Stück vom Kuchen zu sichern.

Die Forderung nach mehr Engagement seitens der Kooperationen zeigt, dass viele Kollegen die Hoffnung auf eine Erneuerung der bestehenden berufspolitischen Strukturen aufgegeben haben. Denn eigentlich gebe es keine Not, zusätzliche Botschafter für die eigene Sache zu berufen: Die Zeiten, in denen die führenden Köpfe der Kooperationen aus Kammer- und Verbandsgremien verbannt wurden, sind längst vorbei.

So richtet sich die Botschaft vor allem an die Kammern und Verbände. Wenn es nicht gelingt, endlich Aufbruchstimmung zu erzeugen, werden andere Player sich genötigt sehen, das Feld nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch zu bestellen. Die Zeit, sich hinter der ABDA zu verstecken, sollte endgültig vorbei sein. Dasselbe gilt natürlich auch für die Basis, sich für die eigenen Belange zu engagieren. Berufspolitik ist eben nicht die Politik der Anderen.

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