Interview Kordula Schulz-Asche

„Den Apothekerberuf aufwerten“

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Berlin -

Kordula Schulz-Asche (Bündnis 90/Die Grünen) ist Fraktionssprecherin für Gesundheitswirtschaft und Prävention. Sie ist Krankenschwester, hat viele Jahre in der Prävention in Afrika gearbeitet, war zehn Jahre im hessischen Landtag und kam 2013 über die Landesliste der Grünen in Hessen in den Bundestag. Sie findet: Apotheker verfügen über eine hohe Kompetenz bei Arzneimitteln und als Berater der Patienten – und wissen selbst am besten, wie ihr Berufsfeld am besten für die Zukunft aufgestellt werden müsste.

ADHOC: Was haben Apotheker mit Prävention zu tun?
SCHULZ-ASCHE: Sprechende und beratende Medizin wird in Zukunft eine sehr große Rolle spielen, insbesondere beim Medikationsmanagement. Das wird den Beruf des Apothekers auch weiter aufwerten, denke ich.

ADHOC: Was können Apotheker gut?
SCHULZ-ASCHE: Apotheker sind sehr kompetent im Medikationsmanagement, denn sie haben das pharmakologische Fachwissen und die Beratungsstärke. Auch beim Thema Selbstmedikation zeigt sich das. Suchtprobleme wie Alkoholismus oder Medikamentenabhängigkeit, etwa wegen Depressionen, erkennen Apotheker häufig als erste. Das persönliche Vertrauensverhältnis ist dabei ein entscheidender Vorteil. Apotheker sind Lotsen, wenn sie Patienten zum Arzt schicken – und auch Fürsprecher ihrer Patienten.

ADHOC: Wie sollte das honoriert werden?
SCHULZ-ASCHE: Jede Gruppe hat berechtigte Ansprüche. Im Orchester der Gesundheitsberufe haben aber, was die Bezahlung angeht, derzeit Kranken- und Altenpfleger Priorität.

ADHOC: Was ist bei der Versorgung in ländlichen Gebieten wichtig?
SCHULZ-ASCHE: Das ist regional ganz unterschiedlich. Wie weit sind die Wege? Ist eine große Uniklinik in der Nähe, oder gibt es vielleicht gar kein Krankenhaus mehr? Diese Dinge wissen Apotheker, Krankenschwestern, Pflegerinnen, Physiotherapeuten und Ärzte vor Ort am besten. Darum bin ich für Kooperationen auf kommunaler und regionaler Ebene.

ADHOC: Wie soll das in der Praxis aussehen?
SCHULZ-ASCHE: Lassen wir das doch die Akteure vor Ort entscheiden. Der Staat sollte da gar nicht so viel regulieren, sondern eher Hürden abbauen. Wenn klar ist, dass in bestimmten Gebieten sonst gar keine Versorgung mehr stattfinden würde, haben Krankenkassen, Gemeinden und die verschiedenen Anbieter doch ein Interesse daran, dass es funktioniert.

ADHOC: Wie stehen Sie zu Apothekenketten?
SCHULZ-ASCHE: Ich weiß, dass das für manche Apotheker eine heilige Kuh ist. Für mich nicht – aber derzeit besteht meiner Ansicht nach gar kein Bedarf, die bestehenden Regeln zu ändern.

ADHOC: Haben die Grünen in der Vergangenheit Apotheker als Wähler verschreckt?
SCHULZ-ASCHE: Das finde ich nicht. Ich sage im Grunde dasselbe wie Biggi Bender früher. Nur sage ich es vielleicht etwas freundlicher. Und wir sind alle an guter Versorgung in Zeiten des demografischen Wandels interessiert.

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