Kampf gegen Omikron

Debatte um kürzere Quarantäne und Isolierung

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Berlin -

Die Omikron-Variante breitet sich weiter rasch aus. Vor der Bund-Länder-Runde am Freitag soll das weitere Vorgehen in der Pandemie fachlich vorbereitet werden. Verkürzte Quarantänezeiten sind im Gespräch. Doch Experten warnen davor, Risiken einzugehen.

Sorgen vor einer rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante fachen die Diskussion um eine Anpassung der Quarantänezeiten an. Experten aus Wissenschaft und Patientenschützer halten eine Verkürzung nur in Kombination mit negativen PCR-Tests für verantwortbar. An diesem Dienstag kommt der Expertenrat der Regierung zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Pandemie zu beraten. Ob es eine aktuelle Stellungnahme geben wird, war laut Bundesregierung jedoch offen. Nach ersten Beratungen Mitte Dezember hatte das Gremium nach fünf Tagen rasche zusätzliche Maßnahmen vorgeschlagen. Für Freitag ist eine weitere Bund-Länder-Runde geplant.

Zusätzliche Kontaktbeschränkungen

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits am Wochenende Beschlüsse unter anderem zu möglichen zusätzlichen Kontaktbeschränkungen und zu Quarantänefristen in Aussicht gestellt. Im Gespräch sind kürzere Zeiten insbesondere für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche, um zu viele Personalausfälle zu vermeiden. Dazu zählen etwa Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung.

Der Immunologe Carsten Watzl sagte der Deutschen Presse-Agentur, es könne „durchaus Sinn machen“, dass sich jemand nach fünf oder sieben Tagen freitestet – gerade, wenn es um die kritische Infrastruktur gehe. Schließlich könnten besonders Menschen mit vollem Impfschutz, die sich infizierten, durch die Immunreaktion das Virus auch schneller und früher bekämpfen. Dies könne man aber „nur seriös machen, wenn das mit einem negativen Test begleitet ist“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Einfach so zu verkürzen, weil man sagt, sonst fallen zu viele Leute aus, dann lassen wir lieber Leute nach sieben Tagen raus, mit oder ohne Test – das würde ich für fahrlässig erachten.“

Verkürzung in sensiblen Versorgungsbereichen

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert engmaschige Corona-Labortests als Bedingung für eine mögliche Verkürzung von Quarantänezeiten in sensiblen Versorgungsbereichen. Für Krankenhäuser, Pflegeheime und Beschäftigte in der ambulanten Pflege müssten tägliche PCR-Tests angeordnet werden, sagte Vorstand Eugen Brysch.

Grundsätzlich gilt in Deutschland aktuell: Bei engem Kontakt zu einer positiv auf Corona getesteten Person soll man für zehn Tage in häusliche Quarantäne. Diese kann mit einem negativen Antigen-Schnelltest auf sieben Tage verkürzt werden, mit einem negativen PCR-Test auf fünf Tage. Die Entscheidung über die Quarantäne liegt beim zuständigen Gesundheitsamt. Zu unterscheiden ist davon die Isolierung: Wer infiziert ist, soll 14 Tage nach Symptombeginn in Isolierung - vollständig Geimpfte fünf Tage, wenn sie danach symptomfrei und negativ PCR-getestet sind.

Kein Opportunitätsgesetz

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, mahnt in der Debatte um verkürzte Quarantänefristen zu Vorsicht. „Hier darf nicht nach dem Opportunitätsprinzip dergestalt verfahren werden, dass man Menschen, auch wenn sie noch ansteckend sind, arbeiten lässt, weil wir sonst nicht genug Leute haben“, sagte Montgomery der „Passauer Neuen Presse“ (Dienstag). „Wenn wissenschaftlich nachgewiesen werde, dass bestimmte Menschen nach vier oder fünf Tagen nicht mehr so ansteckend seien, dann hielte ich eine kürzere Quarantäne-Zeit für richtig – sonst nicht.“

Der Berliner Virologe Christian Drosten, der auch Mitglied im Expertenrat ist, sagte zuletzt im Deutschlandfunk, mit einer Freitestung könne man Infizierte nach der Selbstisolationszeit durchaus auch nach weniger Tagen als bislang wieder als nicht-infektiös betrachten. Er gehe davon aus, dass es auch bei der Quarantäneregelung künftig Verkürzungen geben könne, auch wenn dann „einige wenige Fälle“ übersehen werden könnten.

Nicht alle Infektionen vermeiden

Die Diskussion, dass man gesamtgesellschaftlich nicht mehr alle Übertragungen „verhindern können will und muss“, gebe es schon länger, man habe sich aber nie dazu entschlossen. „Da muss ich eben immer noch ein „wenn“ vorausschicken, weil das noch nicht gesichert ist, aber wenn Omikron wirklich eine verringerte Krankheitsschwere im Großen und Ganzen hat, dann finde ich es sehr sinnvoll, in diese Richtung zu gehen“, sagte Drosten.

Der Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte (VLK), Michael Weber, forderte eine Verkürzung nur für Menschen, die in wichtigen Versorgungsbereichen arbeiten. „Die Leute werden bald zwingend gebraucht“, sagte Weber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Daher gelte es, für diese Gruppe Isolation sowie Quarantäne „auf das zwingende Maß zu begrenzen“.

In England gilt beispielsweise seit Ende Dezember eine verkürzte Isolation für positiv auf das Coronavirus Getestete von zehn auf sieben Tage. Wer am sechsten und am siebten Tag nach einem positiven PCR-Test jeweils ein negatives Resultat bei einem Antigen-Selbsttest erhält, darf die Isolation beenden. Freigetestete werden aber weiterhin dazu aufgerufen, ihre Kontakte möglichst zu beschränken. Für geimpfte Kontaktpersonen gilt dort keine Pflicht zur Quarantäne, wer aber mit einem positiven Getestetem in einem Haushalt lebt, wird aufgefordert, sich für mindestens sieben Tage täglich mit einem Antigen-Selbsttest zu testen. Ungeimpfte Kontaktpersonen müssen zehn Tage in Quarantäne, sie können sich nicht freitesten.

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