DAV-Wirtschaftsforum

Korf: „Erfolg ist kein Kaktus“

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Berlin -

Der Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke ist im vergangenen Jahr auf 2,11 Millionen Euro gestiegen. Allerdings liegen nach den Zahlen von Dr. Eckardt Bauer, ABDA-Abteilungsleiter im Bereich Wirtschaft, Soziales und Verträge, 61 Prozent der Apotheken unterhalb dieses Durchschnitts. Das Betriebsergebnis lag im Durchschnitt bei 136.345 Euro.

Seit 2012 benutzt die ABDA ein eigenes Panel aus 2500 Apotheken und hat sich auf Wunsch der Politik auf eine neue Darstellung festgelegt. An der „typischen Apotheke“ nach Zahlen der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover hatte es zuvor Zweifel in der Politik gegeben. Den Vergleichswert gibt die ABDA aber immer noch aus: Die typische Apotheke lag 2015 bei 1,75 Millionen Euro Umsatz, etwa jede dritte zwischen 1,25 und 2 Millionen Euro.

Der Umsatz ist nach den Zahlen der ABDA in den vergangenen 13 Jahren kontinuierlich gestiegen: 2002 lag er bei durchschnittlich bei 1,35 Millionen Euro, 2008 bei 1,63 Millionen Euro. Für 2014 hatte die ABDA erstmals einen Wert von über 2 Millionen Euro ausgegeben. Einen Teil des Anstiegs erklärt Bauer mit „einer gewissen Marktkonzentration”. Denn der Gesamtumsatz verteile sich auf immer weniger Apotheken.

Die Zahl der Apotheken ist laut Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft und Soziales, im vergangenen Jahr auf 20.249 gefallen. Der Rückgang schwächt sich Korf zufolge weiter ab und komme langsam in eine „Ruheposition“. Die flächendeckende Versorgung sei nicht in Gefahr. Über die vergangenen sechs Jahre betrage der Rückgang 6 Prozent: „Das ist nicht tragisch“, so Korf.

Probleme sieht Korf beim Übergang von Apotheken. Das führt unter anderem dazu, dass immer mehr Apotheken als OHG geführt werden. Ursächlich dafür sind Korf zufolge die Feminisierung des Berufs, größere Filialverbünde und – teilweise damit verbunden – größere Umsatzklassen.

Die Wareneinsatzquote der Apotheke lag 2015 im Durchschnitt bei 75,5 Prozent, nach 75,1 Prozent im Vorjahr. Zum Vergleich: 2002 lag dieser Wert noch bei 70 Prozent und ist seitdem – mit Unterbrechungen – kontinuierlich gestiegen. Die Apotheken geben also gemessen an ihrem Umsatz immer mehr Geld für den Einkauf aus. Nach dem Rückgang 2013 – begründet durch den Markteintritt von AEP und der Honorarerhöhung – wurde jetzt ein neuer Höchstwert erreicht.

Das steuerliche Betriebsergebnis ist 2015 wieder leicht auf 6,5 Prozent zurückgegangen (2014: 6,6). Seit 2010 war der Wert von 6,5 auf den AMNOG-Tiefstwert von 5,7 Prozent abgesunken, hatte sich 2013 wieder erholt und ist seit zwei Jahren wieder leicht rückläufig.

Die Kassen tragen Bauer zufolge nicht zum Erfolg der Apotheken bei: Das Teilergebnis der GKV-Versorgung stagniert allerdings nach Zahlen der ABDA bei 79.620 Euro (Vorjahr: 79.053 Euro). Zum Vergleich: Ein niedergelassener Internist habe im Jahr 2013 etwa 108.000 Euro von der GKV erhalten. „Die Apotheker haben hier noch einen Nachholbedarf.“

Beim DAV rechnet man im Ausblick schon mit einer etwas besseren Vergütung von Rezepturen und bei der BtM-Abgabe. Dafür könnten sich die Einkaufskonditionen wegen der Hochpreiser verschlechtern. Derzeit seien „keine Impulse für eine Ergebnisverbesserung zu erkennen“, so Bauer.

Korf zufolge war 2015 zwar ein erfolgreiches Jahr für die Apotheken. Dieser Erfolg sei aber hart erarbeitet und nichts, was man schnell habe. „Das ist nicht wie Holzhacken“, so Korf, die noch ein schöneres Bild hatte: „Erfolg ist kein Kaktus, da sollte man sich nicht draufsetzen.“

Korf bediente sich gedanklich bei Anleihen aus der Physik. Die Geldverteilung im Gesundheitswesen gleicht demnach dem Energieerhaltungssatz: Wen einer mehr bekomme, bekomme ein anderer weniger. „Im Moment bewegt sich nicht so viel für uns, wie wir das gerne hätten“, so Korf. Dafür sei die potentielle Energie sehr groß.

Während die Einnahmen der GKV seit 2004 steil um 53 Prozent gewachsen sind, habe es beim Apothekenhonorar nur einen leichten, moderaten Anstieg gegeben. Der Anteil der Arzneimittel an den Gesamtausgaben sei von 13,7 auf 12,6 Prozent gesunken, beim Apothekenhonorar von 2,8 auf 2,3 Prozent. Im vergangenen Jahr haben die Apotheken etwa 1 Prozent mehr Packungen verkauft. Im OTC-Bereich gab es einen Anstieg von 649 auf 656 Millionen Packungen im Vergleich zum Vorjahr, bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln von 742 auf 749 Millionen Packungen.

Den Umsatz getrieben haben vor allem die Hochpreiser. Laut DAV gibt es aktuell rund 2600 Arzneimittel, die mehr als 1200 Euro kosten, 49 Arzneimittel sogar mehr als 10.000 Euro. Beim Absatz ist der Anstieg der Hochpreiser von 2,2 auf 2,4 Prozent Korf zufolge nicht so auffällig, umso mehr beim Umsatz: Seit zwei Jahren gibt es hier jeweils Steigerungen um etwa 22 Prozent.

Korf will, dass die Apotheken ihre Stärken auch gegenüber der Politik und auch der Ärzteschaft offensiver zeigen. „Wenn der Patient abstimmen dürfte, wofür die Krankenkassen ihr Geld ausgeben sollten, dann hätten wir gute Karten“, ist Korf überzeugt. Deswegen will die ABDA auch die Honorardebatte „wieder vom Kopf auf die Füße stellen“. Man beteilige sich an dem „Forschungsvorhaben“ des Bundeswirtschaftsministeirums (BMWi) und fordere dabei Klarheit über die Datengrundlage, Methodik und eine künftige Anpassungsregelung, so Korf.

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