Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), hat die Apotheker zur Geschlossenheit aufgerufen. Zur Eröffnung des DAV-Wirtschaftsforums forderte er die Kollegen auf, weiter für ein Rx-Versandverbot zu kämpfen. Alle genannten Alternativvorschläge – etwa der von der SPD ins Spiel gebrachte Boni-Deckel – seien naiv. Jetzt sollen sich die Apotheker auf die Zeit nach der Bundestagswahl konzentrieren.
Das Rx-Versandverbot gehört laut Becker „zu den Kernanliegen der Apothekerschaft für die kommende Legislaturperiode“. Im Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) und im Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) seien zwar Teilerfolge erzielt worden, so Becker, doch die gute Arzneimittelversorgung an sich sei nun gefährdet.
Becker verwies auf die Erfolge der Apotheker beim AM-VSG: „Dass endlich die Vergütung bei Rezepturen und dokumentationspflichtigen Arzneimitteln angepasst wird, stellt eine Anerkennung unserer pharmazeutischen Leistungen dar.“ Insgesamt hat der Gesetzgeber den Apothekern ein Plus von 100 Millionen Euro zugesprochen, allerdings inklusive Umsatzsteuer und abzüglich des Kassenabschlags.
Becker lobte auch, dass der Gesetzgeber eine Abschaffung von Exklusivverträgen der Kassen in der Zytostatika-Versorgung beschlossen hat. „Die freie Apothekenwahl – auch bei Zytostatika – ist kein Anbieter-, sondern praktizierter Patienten- und Verbraucherschutz“, so der DAV-Chef. Allerdings gibt es zwischen Gesetzgeber und Kassen noch unterschiedliche Auffassungen, ab wann die Exklusivität der Verträge aufgehoben wird. Den Apothekern drohen daher Retaxationen, wenn sie die Verträge nicht beachten.
Beim Thema Impfstoffe ist Becker „zuversichtlich, dass die Lieferschwierigkeiten durch das Ausschreibungsverbot zurückgehen werden.“ Der DAV-Vorsitzende begrüßte, dass die Hilfsmittelausschreibungen jetzt auch Qualitätskriterien berücksichtigen müssen und Aufzahlungen stärker überwacht würden. „Meine Befürchtung ist, dass sich für die Versicherten in der Praxis nicht allzu viel ändern wird. Daher müssen wir weiterhin aufmerksam sein“, so Becker. Zudem könnten übertriebene Dokumentationspflichten „gerade kleine Apotheken zu einem Verzicht auf die Hilfsmittelversorgung bewegen“.
Mit Blick auf die ordnungspolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten für die Apotheken in der auslaufenden und kommenden Legislaturperiode ruft Becker seine Berufskollegen zu entschlossenem Handeln auf: „Das Jahr der Bundestagswahl wird erhebliche Herausforderungen für uns bereithalten, denen sich unser Berufsstand stellen muss und stellen wird – mit Selbstbewusstsein, Geschlossenheit und Engagement!“
Der DAV-Vorsitzende weiter: „Lassen Sie uns weiter gemeinsam kämpfen für ein hervorragendes Netzwerk aus 20.000 Apotheken, welches täglich 3,6 Millionen Menschen versorgt, 250.000 Botendienste erbringt und 150.000 Arbeitsplätze bietet.“
APOTHEKE ADHOC Debatte