Der Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke lag im vergangenen Jahr erstmals bei knapp über zwei Millionen Euro. Nach den Zahlen von Dr. Eckardt Bauer, ABDA-Abteilungsleiter im Bereich Wirtschaft, Soziales und Verträge, liegen allerdings 61 Prozent der Apotheken unterhalb dieses Durchschnitts. Auch für 2015 erwartet die ABDA eher eine „leicht rote oder schwarze Null“ beim Betriebsergebnis.
Das Betriebsergebnis lag 2014 bei 129.183 Euro pro Apotheke, nach 124.393 Euro im Jahr 2013. Ein erheblicher Teil resultiere aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF), der 2014 erstmals voll seine Wirkung entfaltet habe, so Bauer. Ohne diesen hätten die Apotheker eine Stagnation erlebt. Korrigiert um den Verbraucherpreisindex lägen die Apotheken zudem unter den Werten von Anfang des Jahrtausends.
Das steuerliche Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke ist Bauer zufolge im vergangenen Jahr auf 6,4 Prozent gesunken, nach einem Wert von 6,6 Prozent im Jahr 2013. Dennoch liegen die Apotheker oberhalb der Werte der „AMNOG-Jahre“ 2011 und 2012.
Der Wareneinsatz, 2013 erstmals seit Jahren auf 74,5 Prozent des Netto-Umsatzes gefallen, stieg 2014 wieder auf 75,1 Prozent – den zweithöchsten jemals registrierten Wert. Das lag laut Bauer vor allem an einer Rückführung der Goßhandelskonditionen. Der Personalkostenanteil stieg 2014 um einen Punkt auf 43 Prozent des Rohgewinns.
Bauer gab auch eine Einschätzung, wie das laufende Jahr insgesamt ausfallen könnte. Allzu rosig geriet sein Ausblick nicht. Es sei nicht zu erwarten, dass die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) noch geändert würde. Die drei Cent weniger beim Kassenabschlag würden keine Wirtschaftsimpulse auslösen.
Das Rx-Geschäft dürfte nach Einschätzung der ABDA weitgehend unverändert bleiben, OTC-Absatz und die Notdienstpauschale ebenso. Die Einkaufskonditionen lägen aktuell wohl eher im schlechten Bereich des zweiten Halbjahres 2014. Bei moderat steigenden Lohnkosten gebe es keinen Hinweis darauf, dass sich das Betriebsergebnis relevant verbessern werde. Es könnte eine „leicht schwarze oder leicht rote Null geben“, so Bauer.
Bauers Zahlen liegen die tatsächlichen Betriebsergebnisse von 2500 Apotheken zugrunde. Eine entsprechende vertragliche Regelung mit der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover wurde getroffen. Die ABDA hat ihre Statistiken schon im vergangenen Jahr und auf politischen Druck von einer „typischen“ auf eine „durchschnittliche“ Apotheke umgestellt.
Nach der „reinen Lehre“ der alten Wertung würde die typische Apotheke – also die größte Umsatzklasse – bei 1 bis 1,25 Millionen Euro Umsatz liegen. Die benachbarte Klassen seien dann aber „kaum noch bevölkert“, so dass man pragmatisch von einer „typischen Apotheke“ bei einem Umsatz von 1,25 bis 1,5 Millionen Euro sprechen müsste, so Bauer.
Zuvor hatte Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft, Soziales und Verträge, beim DAV-Wirtschaftforum die allgemeineren Marktzahlen präsentiert. „Die Apotheker nehmen an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung nicht angemessen teil“, konstatierte sie. Korfs zweite Botschaft: „Die Apotheker sind keine Kostentreiber“.
Der Anteil der Apothekenhonorierung an den Gesamtausgaben sei gesunken – von 2,6 auf 2,3 Prozent, obwohl die Arzneimittelausgaben insgesamt angestiegen seien. Die Apotheken hätten in den vergangenen drei Jahren Kassenabschläge von 3,4 Milliarden Euro gezahlt. Die ABDA sei daher froh, dass der Abschlag jetzt bei 1,77 Euro festgeschrieben werde.
Botschaft drei: „Die Apotheker übernehmen zusätzlich das Inkassorisiko für die Kassen, und zwar für die Hersteller und für die Patienten.“ Die AMNOG-Delle hätten die Apotheker zwar zum Glück überwunden, aber der langfristige Trend zeige „absolut keine geniale Entwicklung“. So sei die Anzahl der Apotheken weiter rückläufig, immerhin aber gebremster als im Jahr davor. Auffällig sei, dass der Rückgang der Hauptapotheken deutlich größer sei: 2014 hätten doppelt so viele Hauptapotheken geschlossen, wie Filialen geöffnet wurden. Weiterhin gebe es einen klaren Trend hin zur Filialisierung: Nach Zahlen der ABDA gibt es 13.223 Einzelapotheken, 2187 Apotheken mit eine Filiale, 592 mit zwei Filialen und 267 mit drei Filialen.
Den Notdienstfonds bezeichnete Korf als Erfolgsgeschichte, „aber er ist unterfinanziert“. Der bisherige Zuschuss von 16 Cent müsste auf 20 Cent angehoben werden. Einerseits sei der von der Politik versprochene Zuschuss von 120 Millionen Euro jährlich nicht erreicht worden, andererseits könne dieser Betrag auch nicht für die Ewigkeit fortbestehen.
Dennoch erwartet Korf mehr finanziellen Druck im System: Die Entwicklung der Finanzsituation der GKV kann Korf aufgrund ihrer Vita abschätzen, „weil ich die Schweine am Gang erkenne“, sagte sie scherzend.
Ende 2014 habe es einen Überschuss von 28 Milliarden im GKV-System gegeben, davon 15,5 Milliarden bei den Krankenkassen, der aber ungleich verteilt sei. Schon jetzt gebe unter den Kassen einen „Zusatzbeitragsvermeidungswettbewerb“. Schätzungen zufolge würden die Zusatzbeiträge jedoch in den kommenden Jahren steigen. Und da diese nur von den Versicherten zu zahlen seien, werde auch der öffentliche Druck steigen. Korf befürchtet, dass der Pharmadialog – derzeit noch sehr vage – zum Spargesetz verkommen könnte, als Trostpflaster für die Krankenkassen.
Korf erinnerte an die Kernforderung der Apotheker. „An erster Stelle steht die Anpassung des §78 AMG, damit wir wenigstens eine regelmäßige Überprüfung bekommen. Und wir werden gerne mit dem BMWi und dem BMG über die Methodik streiten.“
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