Nicht-Mitglieder von Impfzertifikaten ausgeschlossen

DAV-Monopol: „Die größte Schweinerei der ganzen Pandemie“

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Berlin -

Wer kein Mitglied eines Landesapothekerverbandes (LAV) ist, kann keine digitalen Impfzertifikate ausstellen. Daran hat sich auch am dritten Tag nichts geändert. Eigentlich stand im Raum, dass diese Kolleg:innen einen Gastzugang erhalten sollen, doch bisher hat sich nichts getan. Die betroffenen Apotheken stellt das vor die unangenehme Situation, ständig Kunden abweisen zu müssen – und der Deutsche Apothekerverband (DAV) duckt sich weg, ignoriert die Anfragen nach Gastzugängen einfach, klagt Inhaber Hani Hulwani.

Bisher heißt es friss oder stirb, denn der DAV spielt sein Monopol auf die Ausstellung von digitalen Impfzertifikaten voll aus. Zumindest Hulwani kann das für seinen Fall belegen: „Ich habe mittlerweile acht E-Mails an den DAV geschrieben, in denen ich um einen Gastzugang für das Portal gebeten habe“, erzählt der Inhaber der Jakobi Apotheke in Goslar. „Aufgrund der Lesebestätigung kann ich auch sehen, dass die Mails gelesen wurden, aber bisher habe ich keine einzige Reaktion erhalten und auch telefonisch ist nie jemand erreichbar.“

Für den Inhaber sind die Folgen klar, an die Ausstellung von Impfzertifikaten und die Vergütung dafür ist momentan nicht zu denken. „Ich habe eine Apotheke im Stadtzentrum, da stürmen ständig Leute rein, aber wir können nichts machen“, erzählt er. Die Zusammenhänge zu erklären, sei meist wenig zielführend, außerdem will man sich vor den Kunden natürlich nicht die Blöße geben, dass man zu den wenigen Apotheken gehört, die den Service nicht anbieten können. „Also sagen wir meistens, dass wir noch auf die Zugangsdaten warten, der DAV wegen der großen Nachfrage aber gerade überlastet ist.“

Genau genommen stimmt das auch, denn Hulwani will tatsächlich teilnehmen. Er verlange den Zugang nicht einmal umsonst, sondern würde sogar eine Gebühr dafür bezahlen, sagt er – und sieht die Haltung des DAV gerade deshalb als kontraproduktiv. „Wenn die Gastzugänge ermöglichen würden, hätten die bestimmt nach der Pandemie ein paar tausend Mitglieder mehr“, sagt er. „Aber nach der Aktion würde ich niemals in den DAV eintreten.“

Dabei war er bis vor ein paar Jahren sogar selbst Verbandsmitglied, ist dann aber ausgetreten. „Ich habe eine Haupt- und zwei Filialapotheken, mit denen wir im LAV waren. Wir haben aber nach drei Jahren eine Auswertung gemacht, welche Dienstleistungen des LAV wir in Anspruch genommen haben“, erzählt er. „Und es waren überhaupt keine.“ Da habe er entschieden, sich das Geld zu sparen. „Wenn ich wenigstens gesehen hätte, dass der DAV sich in der Politik erfolgreich für uns einsetzt, dann hätte ich mir das nochmal überlegt. Aber die vertreten uns ja auch schlecht. Warum soll ich da also Mitglied werden?“

Denn die Kosten, die anfallen, seien kein Pappenstiel: 1800 Euro würden im Jahr für seine Hauptapotheke fällig, nochmal jeweils die Hälfte für die beiden Filialen. „Mit Kammerbeiträgen und anderen Mitgliedschaften kommt man da schnell auf 6000 Euro im Jahr – für Organisationen, die uns gar nichts bringen!“ Gerade kleinere Apotheken könnten sich das oft gar nicht leisten, sagt er.

Dass der DAV das Portal für die digitalen Impfzertifikate mit den Beiträgen seiner Mitglieder bezahlt hat, sehe er ein – genau deshalb wäre er ja auch bereit, eine Nutzungsgebühr zu zahlen. Doch darauf hat sich der DAV bisher gar nicht eingelassen. Stattdessen ließ der stellvertretende Vorsitzende Hans-Peter Hubmann keine Zweifel aufkommen, was er von Nicht-Mitgliedern hält: Sie seien Schmarotzer und Trittbrettfahrer, erklärte er vergangene Woche. „Uns so zu beleidigen, geht gar nicht. Da hört der Spaß auf“, sagt Hulwani. „Wir müssten jetzt eigentlich als Vor-Ort-Apotheken alle zusammenhalten, vor allem gegen die Versender.“ Stattdessen versuche der DAV, für sich und seine Mitglieder das beste herauszupressen.

Er vermutet, dass die Gastzugänge noch kommen könnten – aber bewusst dann, wenn der Großteil schon abgegriffen ist. „Ich glaube, die kochen den Brei so, dass jetzt die Mitglieder davon profitieren und wenn es sich ausschleicht, dann denken sie auch uns.“ Doch so einfach sei es nun mal nicht, der DAV missbrauche dadurch seine Stellung. „Wir sollen das im Auftrag des Gesetzgebers machen und der hat gesagt, die Apotheken – nicht die DAV-Mitglieder“, so Hulwani. „Das ist die größte Schweinerei, die es bisher in der Pandemie gab!“

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