Der Gutscheinversand für FFP2-Masken für Menschen über 60 und chronisch Erkrankte läuft nach Einschätzung des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) nur schleppend an. Die Kassen sehen die Schuld nicht bei sich, die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) erneuert ihre Forderung, auch Typ-I-Diabetiker zu versorgen.
„Es fragen Kunden in den Apotheken nach: ‚Wo bleiben die Gutscheine?‘“, sagte die stellvertretende Sprecherin des Verbands, Ursula Sellerberg, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es fragten auch immer wieder Kunden nach, ob sie noch einmal kostenlose Masken bekommen könnten, weil sie noch keine Gutscheine bekommen hätten.
Der GKV-Spitzenverband teilte mit, die Auslieferung der Gutscheine durch die Bundesdruckerei sei vergangene Woche gestartet. Nun seien die Krankenkassen selbst für das Umpacken und Versenden an die Versicherten verantwortlich. Wie viele Gutscheine von den einzelnen Kassen bereits versendet wurden, sei dem Verband derzeit nicht bekannt. Die privaten Krankenversicherungen wollen bis Ende dieser Woche rund 1,2 Millionen Briefe an die Versicherten versenden, so der Sprecher des PKV-Verbands.
Die DDG weist noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass auch Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 unter Umständen zur Risikogruppe gehören – bislang werden nur Menschen mit Diabetes Typ 2 berücksichtigt. „Das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ergibt sich nicht aufgrund des Diabetestyps, sondern ist abhängig vom allgemeinen Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten“, betont DDG-Mediensprecher Professor Dr. Baptist Gallwitz aus Tübingen. So könnten auch Menschen mit einem Diabetes Typ 1 schwere Schäden an Gefäßen und Organen durch ihre Stoffwechselerkrankung erlitten oder schlicht eine schwankende Stoffwechsellage haben. „Diese müssen folglich ebenso als Risikopatienten eingestuft werden und einen besseren Schutz erhalten.“
„Ein großer Zusammenhang scheint auch zwischen der Glykämielage und der Krankheitsschwere zu bestehen. Diabetespatienten mit einem Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) von über 8,1 Prozent haben häufiger Komplikationen oder einen schwereren Verlauf als Patienten mit einem stabilen Stoffwechsel“, erklärt Gallwitz.
Bereits im Dezember hatte die DDG mit einer Stellungnahme auf diese Lücke aufmerksam gemacht und eine Ausweitung gefordert auf alle Patienten mit Diabetes, die entweder über 60 Jahre sind oder stark schwankende Glukosewerte, eine Adipositas mit einem BMI von über 30 kg/m2, Folgeerkrankungen wie Gefäßkomplikationen, Organschäden beziehungsweise eine Hypertonie aufweisen. „Es darf hier nicht zu einer Benachteiligung von immerhin rund 341.000 Erwachsenen mit einem Typ-1-Diabetes kommen“, so DDG-Präsidentin Professor Dr. Monika Kellerer aus Stuttgart.
Der Bund hatte die Ausgabe der verstärkt schützenden FFP2-Masken für diesen Winter für Menschen mit besonders hohem Risiko für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe beschlossen – das sind bis zu 27 Millionen Menschen. In einem ersten Schritt im Dezember vergangenen Jahres konnten Betroffene drei Masken gratis in der Apotheke holen. Ab 1. Januar sollten sie von der Krankenkasse Gutscheine für zweimal je sechs Masken mit einem Eigenanteil von jeweils 2 Euro bekommen.
FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft, sie bieten aber auch keinen 100-prozentigen Schutz. Den Bund kostet die Aktion rund 2,5 Milliarden Euro.
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