Trotz Honorarplus

Datensicherheit, Hygiene, Digitalisierung: Kassenärzte baggern um Geld

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Berlin -

Während die ABDA ihre Forderungen nach Erhöhung des Apothekenhonorars vorerst aufgegeben hat, baggern die Kassenärzte ungeachtet der jüngsten Budgeterhöhung um 620 Millionen Euro bei den Krankenkassen weiter um Geld. Es geht dabei um Hausbesuche, mehr Geld für Digitalisierung und die Chronikerpauschalen. Nach Darstellung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben die Kassen bereits Gespräche darüber akzeptiert.

Die KBV habe diese Themen in die Honorarverhandlungen mit den Kassen eingebracht, abschließende Beschlüsse seien in der letzten Runde aber nicht gefasst worden, hieß es. Zunächst solle geprüft werden, inwieweit neben dem Orientierungswert andere Vergütungsregelungen den zusätzlichen Aufwand abbilden können. Damit habe die KBV erreicht, dass der „GKV-Spitzenverband grundsätzlich anerkannt hat, dass Handlungsbedarf besteht“, sieht sich die KBV auf dem Vormarsch. Das Institut des Bewertungsausschusses habe dementsprechend mehrere Prüfaufträge erhalten.

Die bessere Vergütung von Hausbesuchen ist eines der Themen, über das KBV und Krankenkassen nach Abschluss der Honorarverhandlungen für das Jahr 2019 weiter beraten werden, kündigte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister an. Über eine höhere Vergütung für Hausbesuche werden KBV und Kassen im Zuge der EBM-Weiterentwicklung erneut beraten. Dafür erhebt das Institut des Bewertungsausschusses die notwendigen Zahlen. „Bei den Hausbesuchen werden wir mit Nachdruck darauf drängen, dass die Positionen im EBM nachhaltig mit mehr Geld hinterlegt werden“, betonte Hofmeister.

Darüber hinaus sollen die Chronikerpauschalen überarbeitet werden. Zuletzt hatte das Bundesversicherungamt (BVA) diese in Hausarztverträgen enthaltenen fallzahlenabhängigen Honorare für unzulässig erklärt. Diese dürfen ab 31. August nicht mehr gezahlt werden. Damit soll das sogenannte Diagnose-Upcoding verhindert werden, das den Kassen höhere Zuschüsse aus dem Risikostrukturausgleich (RSA) einbringt.

In einem Rundbrief an Krankenkassen und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) stellte das BVA klar: „Die Aufsichtsbehörden sind der Auffassung, dass die Höhe der Vergütung für eine vertragli­che Leistung nicht in Abhängigkeit von der Anzahl der dokumentierten Diagnosen variieren darf.“ Somit stünden die in den HzV-Verträgen üblicherweise enthaltenen Chroni­kerpauschalen mit der Beschlusslage nicht in Einklang. Bereits am 18. September steht das Thema laut KBV wieder auf der Tagesordnung des Bewertungsausschusses. Die KBV will erneut einen Vorschlag zur Überarbeitung dieser Leistungen einbringen: „Die Chronikerregelung macht vor allem im hausärztlichen Bereich erhebliche Probleme“, so Hofmeister.

Auch an weiteren Punkten fordern die Kassenärzte mehr Geld: Nach Darstellung Hofmeisters geht es neben den Hausbesuchen vor allem um zusätzliche Ausgaben der Praxen für Datensicherheit und Hygiene, ­ laut KBV zwei große Kostenblöcke in den Praxen: „Diese sind auch als solche anerkannt worden“, sagte Hofmeister. Das gleiche gelte für Kosten für die Digitalisierung, die nicht durch andere Regelungen abgedeckt seien, zum Beispiel durch die Finanzierungsvereinbarung zur Telematikinfrastruktur. Dazu werde ab März 2019 anhand neuer Zahlen weiter beraten. „Entstandene Kosten werden natürlich berechnet und gewertet, das heißt, die gehen nicht verloren“, sagte Hofmeister.

Am 21. August waren die jährlichen Honorarverhandlungen zwischen KBV und GKV-Spitzenverband offiziell beendet worden. Der Orientierungswert wird zum 1. Januar 2019 auf 10,8226 Cent angehoben (aktuell 10,6543 Cent). Damit steigt die Vergütung für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen um rund 1,58 Prozent. Das bedeutet etwa 550 Millionen Euro mehr für die Versorgung gesetzlich krankenversicherter Patienten. Voraussichtlich rund 70 Millionen Euro mehr müssen die Krankenkassen bereitstellen, um den wachsenden Behandlungsbedarf ihrer Versicherten zu finanzieren. Die genauen Berechnungen zu den regionalen diagnose- und demografiebezogenen Veränderungsraten laufen noch. Die Raten sollen Mitte September beschlossen werden. Durch eine erwartete Zunahme von Einzelleistungen wie Vorsorgeuntersuchungen rechnen die Kassen daneben mit weiteren rund 400 Millionen Euro Honoraranstieg.

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