Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stattet dem Deutschen Apothekertag (DAT) am 14. September einen Besuch ab. Doch obwohl es große Themen zu besprechen gäbe, wird der Minister sich nicht auf Diskussionen einlassen. Eine Debatte mit den Delegierten ist laut seinem Ministerium nicht vorgesehen.
Mit Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gab es denkwürdige Auseinandersetzungen beim DAT. Nachdem sich die Delegierten 2019 in einem Leitantrag erneut für ein Rx-Versandverbot eingesetzt hatten, reagierte Spahn in seinem Auftritt am nächsten Tag gereizt: „Wenn Sie mir die Botschaft mitgeben, der Bundesrat kann das besser, dann stelle ich die Dinge in Berlin ein. Das meine ich ernst.“ Mit „die Dinge“ war das Rx-Boni-Verbot im SGB V gemeint, das Spahn dann letztlich doch umsetzte.
Auf solche Scharmützel hat Lauterbach offenbar keine Lust. Auf die Frage, ob es eine Diskussion mit den Apotheker:innen geben werde, teilte das BMG mit: „Der Bundesgesundheitsminister wird am Deutschen Apothekertag 2022 teilnehmen. Geplant ist ein Grußwort an die Delegierten der Hauptversammlung.“
Immerhin kommt Lauterbach überhaupt mal wieder zum DAT. Sein bislang letzter Besuch liegt volle zehn Jahre zurück. Beim Apothekertag 2012 kommentierte er im Videointerview mit APOTHEKE ADHOC die von der schwarz-gelben Regierung seinerzeit beschlossene Erhöhung des Apothekenhonorars. „An sich ist das zu Recht passiert, aber ich hätte mir mehr Strukturkomponenten gewünscht.“ Und: „Wir müssen über die Gesamthonorierung noch einmal nachdenken.“ Zur Gesamtlage der Branche sagte Lauterbach seinerzeit: „Also wenn ich selbst Apotheker wäre, wäre ich wahrscheinlich unzufrieden.“
Die SPD hatte die Apotheker:innen seinerzeit selbst in meinem Leitantrag beim Parteitag verärgert, in dem die Sozialdemokrat:innen die Liberalisierung des Apothekenmarktes gefordert hatten. Bei der politischen Diskussionsrunde beim DAT beschwichtigte Lauterbach: „Wir, die SPD, stehen zur inhabergeführten Apotheke.“ Die „Liberalisierung des Arzneimittelvertriebs“ sei nicht automatisch der Ruf nach Apothekenketten.
Lauterbach hatte seinerzeit auch einen engeren Austausch angekündigt: „Verlassen Sie sich darauf: Wir überlegen uns einiges, das wird in Ihrem Sinne sein.“ Die SPD habe beispielsweise einen Arbeitskreis mit Apothekern gegründet, um über die Vergütung zu diskutieren. Auf Nachfrage stellte sich aber dann heraus, dass es den doch noch nicht gab.
Heute stehen im Grunde dieselben Themen auf der Agenda: Mit der Erhöhung des Kassenabschlags geht es den Apotheken ans Geld, gleichzeitig soll die Honorierung über die pharmazeutischen Dienstleistungen umgestellt werden. Und mit der Einführung des E-Rezepts steht die Branche überdies vor einem größeren Einschnitt. Mit Lauterbach ins Gespräch kommen werden die Apotheker:innen in München nicht, hoffentlich wird er sich in seinem Grußwort zumindest zu den drängenden Themen erklären.
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