Thüringen: Defekturen vereinfachen Julia Pradel, 10.08.2013 08:57 Uhr
Die neue Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) hat die Herstellung von Rezepturen und Defekturen aus Apothekersicht deutlich erschwert. Für viele Apotheken ist die Anfertigung von Arzneimitteln – besonders im Voraus – zu aufwendig geworden. Nicht nur die Kammer in Brandenburg will den Anforderungskatalog noch einmal aufschnüren. Auch die Kollegen in Thüringen wollen sich auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf für Erleichterungen bei der Defektur- und der Plausibilitätsprüfung einsetzen.
Laut ApBetrO müssen für Rezepturen eine Plausibilitätsprüfung, eine Herstellungsanweisung und ein Herstellungsprotokoll angefertigt werden. Defekturen müssen nach der Herstellung umfangreich kontrolliert werden. Bisher war dafür eine organoleptische Prüfung für Rezepturen und Defekturen ausreichend. Jetzt sind eine Probenentnahmen und eine Prüfung mit Soll- und Grenzwerten vorgeschrieben. Das sollte schon auf dem vergangenen Apothekertag in München geändert werden: Dort wurde beschlossen, dass Rezepturen und Defekturen künftig gleich gestellt werden sollen.
Die Thüringer Kammer will erreichen, dass die Anforderungen an die Defektur-Prüfungen überarbeitet werden. Es solle eine Grenze für die Prüfung eingeführt werden, erklärt Kammerpräsident Ronald Schreiber. Beispielsweise könne es für Apotheken, die nur auf bis zu zehn Packungen am Tag kämen, andere Vorgaben geben als für Apotheken, die mehr Arzneimittel herstellen.
Auch bei der Plausibilitätsprüfung sollte es Erleichterungen geben: Aus Sicht der Kammer ist besonders die Bewertung der Kompatibilität der Ausgangsstoffe untereinander sowie deren gleichbleibende Qualität in dem fertig hergestellten Arzneimittel eine Herausforderung. Zum einen fehlten für viele einfache Kompositionen Daten zur Stabilität, zum anderen ergäben sich aus verschiedenen Literaturangaben Probleme.
Die Kammer fordert daher eine zentrale berufsständische Datenbank, in der langfristig alle vorhandenen Rezepturdaten mit Rezepturendaten erfasst werden sollen. Die Daten sollen durch das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) und in das Neue Rezeptur Formularium (NRF) integriert werden. Apotheken sollen diese Daten frei zur Verfügung stehen.
Mit ihrem dritten Antrag will Kammer sich für eine bundesweite Kampagne gegen den Apothekermangel einsetzen. Die Aktion soll sich, analog zu der Aktion vor drei Jahren, an Abiturienten richten und für das Pharmaziestudium werben. Wie die Kampagne konkret aussehen solle, sei noch nicht festgelegt, so Schreiber. Das würde dann in den Gremien besprochen.In Thüringen gibt es bereits seit zwei Jahren eine solche Kampagne: Zusammen mit dem Verband und der Universität Jena veranstaltet die Kammer den „Tag der Pharmazie“. In diesem Jahr können sich Abiturienten im Oktober einen Einblick in das Studium verschaffen und sich über den Apothekerberuf informieren. „Die Nachwuchsgewinnung ist aber ein bundesweites Problem“, so Schreiber. Daher schwebt ihm auch eine deutschlandweite Kampagne vor.