Das Treffen der Kammermitglieder über 65 Jahre – die traditionelle Fortbildung für Senior-Pharmazeut:innen der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) – startete mit einer Abrechnung: Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann kritisierte in seiner Rede zur politischen Lage des Berufsstandes die Vorstellungen im Bundesgesundheitsministerium (BMG) scharf.
„Wenn man sieht, dass in Apotheken 75 bis 85 Prozent des Umsatzes davon abhängen, wie Ministerien die Weichen stellen, dann könnte man fast auf den Gedanken kommen, dass wir vor allem in Bezug auf die Honorierung mehr Beamte des Staates sind als Freiberufler“, stellt er klar. Und weiter: „Wenn dann Minister Lauterbach sagt, dass es keine Honoraranpassung ohne Strukturreform gibt – dann ist das Erpressung und an Dreistigkeit und Rücksichtslosigkeit nicht mehr zu überbieten.“
Laut Hoffmann müsste Lauterbach als Sozialdemokrat im Kabinett für die Patientinnen und Patienten eintreten. Bei der Krankenhausreform, die steigende Beiträge für GKV-Patienten bedeute, gehe er jedoch anders vor: „Den Weg des geringsten Widerstandes suchend durchwurschteln und dabei jeden Sinn für Gerechtigkeit verlieren!"
Hoffmann erteilte Apotheken ohne Apotheker erneut eine Absage: „Das würde die Abgabe von Arzneimitteln grundlegend verändern, die Qualität würde sinken, das gefährdet Leben.“ Zudem seien bis zu 40.000 Arbeitsplätze bedroht. „Das wird es mit uns nicht geben!“
Die erste ablehnende Stellungnahme der Abda sei daher richtig gewesen. Dies habe Lauterbach zwar verärgert, aber Andere zum Nachdenken gebracht. Nun gelte es, gesprächsbereit zu bleiben, etwa bei Gesundheitskiosken und Telepharmazie, für die bereits erste Positionspapiere entwickelt wurden.
Nach der Rede des Kammerpräsidenten übernahm Professor Dr. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie, das Podium. Er beleuchtete den Zusammenhang zwischen Insulinproduktion und Adipositas und übte ebenfalls Kritik am Gesundheitssystem: „Das ist so bekloppt, das ist Realsatire.“ Sein Hauptthema war Übergewicht: „Adipositas ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sie ist ein Krankheitstreiber.“ Martin zeigte auf, dass ein BMI über 35 das Risiko für Typ-2-Diabetes 40-fach erhöht. Kohlenhydrate seien die Hauptursache für Übergewicht: „Insulin senkt aber nicht nur den Blutzucker, es blockiert auch die Fettverbrennung.“ Martin plädierte für eine Kombination aus medikamentöser Gewichtsreduktion und einer langfristigen Ernährungsumstellung.
APOTHEKE ADHOC Debatte