Online-Rezepte

DAK und Ärzte wolle DrEd-Verbot kippen

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Berlin -

Ende 2016 hatte die Große Koalition mit der AMG-Novelle die Belieferung von Online-Rezepten verboten. Apotheker dürfen Rezepte von Internet-Praxen wie DrEd seitdem nicht mehr bedienen. Jetzt machen sich Ärzte und DAK daran, das DrED-Verbot wieder zu kippen. „Das Fernbehandlungsverbot muss grundlegend modifiziert werden, um mehr Spielräume für Ärzte und Patienten durch digitale Lösungen zu schaffen“, fordert Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Und der nächste Ärztetag im Mai will ebenfalls den Weg frei räumen für Telemedizin in den Praxen.

Aus Sicht der DAK drängt die Zeit: „Andere Länder Europas sind im Bereich E-Health bereits viel weiter als wir. Wenn wir nicht handeln, droht Deutschland den Anschluss zu verlieren“, so Storm. Der Ärztetag im März will sich ebenfalls des Themas annehmen. Der Pilotversuch aus Baden-Württemberg zur telemedizinischen Behandlung dient dabei als Vorbild. Dort drängen die Ärzte darauf, auch Rezepte aus der Videoberatung zuzulassen. Mit der Apothekerkammer und den Aufsichtsbehörden ist man dort im Gespräch.

Eine aktuelle Studie der DAK zur Digitalisierung in der Arztpraxis dürfte dem Vorhaben Rückenwind geben. Der Vorsitzende des Hartmannbunds, Dr. Klaus Reinhardt, sieht die Studie als positives Signal für die künftige Entwicklung in Deutschland. „Die Befragung belegt die große grundsätzliche Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, sich den neuen digitalen Möglichkeiten zu öffnen und diese als Chancen neuer Wege in der Versorgung zu sehen“, sagt er.

In einer Befragung von 1147 Mediziner nannten rund 80 Prozent Videosprechstunden und Online-Coachings als nützliche Ansätze. Vor allem junge Ärzte sind digitalen Lösungen gegenüber offen. Die Teilnehmer sind der Meinung, dass digitale Angebote konkrete Vorteile für die Behandlung haben. Jedoch sei ein ortsunabhängiger Austausch zwischen Arzt und Patient per Videokonferenz derzeit nur eingeschränkt möglich: Das geltende Fernbehandlungsverbot sieht vor, dass ein Arzt einen Patienten persönlich untersucht haben muss, bevor er Telemedizin einsetzen darf.

Laut DAK hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) angekündigt, das Gesetz auf den Prüfstand zu stellen. Bereits Mitte 2017 hatte auch das Bundeswirtschaftsministerium eine Lockerung vorgeschlagen: „Auf Basis der Erkenntnisse derzeit laufender Modellprojekte soll das Gespräch mit der Bundesärztekammer zur Anpassung des Fernbehandlungsverbots in der Musterberufsordnung gesucht werden. Zudem soll eine bundesweite Anpassung des Fernverschreibungsverbots geprüft werden“, forderte Ministerin Brigitte Zypries (SPD).

Der DAK-Digitalisierungsreport 2018 zeigt, dass dies auch die Ärzte für notwendig halten, um Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen mit geringer Arztdichte aufzufangen. Viele der Mediziner halten Zukunftsszenarien für denkbar und sinnvoll, in denen Online-Coachings therapiebegleitend verordnet werden können. Ein überwiegender Teil der Teilnehmer sieht in digitalen Lösungen auch Vorteile, die über den Patientennutzen hinausgehen.

Ärzte sehen die Chance auf Wirtschaftlichkeit und Zeitersparnis für ihre Praxis – drei Viertel sehen hier einen möglichen oder klaren Nutzen. 85 Prozent sind sicher, dass sich neue medizinische Erkenntnisse und Leitlinien schneller verbreiten lassen. Fast 90 Prozent können sich vorstellen, dass wissenschaftliche Studien mit digitalen Methoden schneller durchgeführt werden können.

Mehr als zwei Drittel der befragten Ärzte halten digitale Lösungen für so vielversprechend, dass ihnen die eigene Einschätzung reicht: Sie würden Apps auch ohne Evidenznachweis empfehlen, wenn sie selbst von dem Produkt überzeugt sind. „Digitale Lösungen haben das Potenzial, das Gesundheitswesen voranzubringen. Doch sie müssen validiert sein, bevor sie in die Anwendung kommen. Deshalb müssen wir bei der Nutzenbewertung schneller werden“, so Storm.

Jüngere Ärzte mit maximal zwei Jahren Berufserfahrung zeigen sich offener für E-Health-Lösungen als ältere, die 20 Jahre oder länger im Beruf sind. So sieht gut jeder Zweite den Vorteil, durch digitale Anwendungen Zeit zu sparen. Bei den Älteren sieht dies nur jeder Vierte so. Eine bessere Therapietreue ihrer Patienten erhoffen sich 58 Prozent der jüngeren Mediziner. Bei den Älteren ist es nur ein Drittel. Digitale Anwendungen sind allerdings noch nicht im Praxisalltag angekommen. So haben zwar vier von fünf Ärzten schon von der Videosprechstunde gehört, aber nur 8 Prozent hatten schon damit zu tun.

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