Apothekenservice

DAK-Terminal kommt nicht voran APOTHEKE ADHOC, 10.03.2018 08:20 Uhr

Berlin - 

Seit drei Jahren versucht die Deutsche Gesellschaft für Infrastruktur und Versorgungsmanagement (DeGIV) mit ihrem Gesundheitsterminal in den Apotheken Fuß zu fassen – in der Offizin so etwas wie einen Krankenkassenfiliale einzugliedern. Aber nur mit mäßigem Erfolg. Statt wie angekündigt 500 Terminals befinden sich gerade mal rund 50 in Betrieb.

Mit im Boot sind die DAK und wenige Betriebskrankenkassen. Die Terminals ermöglichen den Versicherten direkte Kommunikation mit ihrer Kasse. Der Service ist für die Versicherten kostenfrei. Auch den teilnehmenden Apotheken entstehen für Terminals keine Kosten. Über eine sichere Funkverbindung sind die Geräte mit der Kasse verbunden. Wer nach einem Arztbesuch in die Apotheke geht, kann an diesem Terminal beispielsweise seine Krankmeldung scannen und dann direkt an die Krankenkasse und an seinen Arbeitgeber schicken.

Die Kommunikation erfolgt über die persönliche Versichertenkarte, die wie einen Geldkarte beim Bankautomaten eingeführt werden muss. „Damit haben Apotheken vor Ort eine hervorragende Möglichkeit, sich durch einen modernen, hochsicheren und selbsterklärenden digitalen Zugangspunkt von den Versandapotheken abzuheben“, so die DeGIV. Das Gesundheitsterminal besteht aus einem Touchpad, einem Lesegerät für die elektronische Gesundheitskarte (eGK), einem Unterschriftenfeld, einem Drucker für Belege und einer Kamera, mit der Dokumente gescannt und Fotos für die eGK erstellt werden können. Über eine eigene Datenleitung der DeGIV werden die Informationen an die Krankenkasse geschickt.

Pro Versichertem und Jahr erhält die DeGIV von den Krankenkassen 80 Cent, um die Technologie flächendeckend in Apotheken, vereinzelt womöglich auch in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) einzuführen und zu betreiben. Jetzt wurde die Adler-Apotheke an der Dingstätte in Pinneberg angeschlossen. Ein zweites Terminal im Kreis Pinneberg befindet sich in der Widder-Apotheke in Moorrege.

Aber das sei erst der Anfang von etwas ganz Großem, schreibt das Hamburger Abendblatt: „Unser Ziel ist, dass jede dritte Apotheke in Deutschland mit so einem Gesundheitsterminal ausgestattet sein wird“, zitiert die Zeitung Dieter Rittinger, DeGIV-Geschäftsführer Sitz im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort. Rittinger will bundesweit etwa 7500 Anlagen aufstellen. Das kündigt Rittinger bereits seit Jahren an. Ende 2017 sollten eigentlich bereits 500 Terminals laufen. Davon ist die DeGIV aber meilenweit entfernt.

Dass die digitale Revolution auch im Gesundheitswesen hauptsächlich übers Smartphone läuft, sieht Rittinger nicht als Hindernis für den Gesundheitsterminal. Dieses sei niedrigschwellig und könne auch von Menschen ohne Smartphone genutzt werden. Zum anderen garantiere das neue Gerät hundertprozentigen Datenschutz, lauten seine Argumente. Schädlich gewesen sei hingegen die Diskussion über die Zukunft der eGK, so Rittinger. Aufgrund der geweckten Zweifel an der Weiterentwicklung hätten wichtige Krankenkassen ihre Zusagen zur Aufstellung der Terminals wieder zurückgezogen.

In der Adler-Apotheke hat das Terminal laut Abendblatt seinen Platz in einer Ecke nahe dem Schaufenster gefunden. Apotheker Dr. Christopher Schwartz sei durchaus zufrieden – auch wenn er beobachtet hat, dass in den ersten Tagen noch nicht sehr viele seiner Kunden Gebrauch davon gemacht hätten. Mit dem Gesundheitsterminal werde seine Apotheke noch mehr zum Gesundheitsmittelpunkt. Dieser neue Service der Krankenkassen stärke die Apotheke vor Ort.

Bereit seit 2015 steht der Gesundheitsterminal bei Apothekerin Elisabeth Schmidt in der Meinhard-Apotheke. Schon kurz nach der Inbetriebnahme zog Schmidt gemischtes Resümee: Zunächst war das Terminal nur von Versicherten der BKK Werra-Meißner nutzbar, dann kam die DAK hinzu. Schätzungsweise zehn Kunden pro Tag nutzten das Terminal – meist für die Sendung von Krankenscheinen. Nach knapp drei Jahren heißt es heute: „Hin und Wieder wird das Terminal genutzt.“ Ein Kundenmagnet sei es aber nicht. Die Hoffnung wegen des neuen Services Kunden zu gewinnen, hat sich nicht erfüllt.