Die DAK lagert am Wochenende ihre Rezeptprüfung aus: Wie angekündigt ist ab dem 1. September die GfS (Gesellschaft für Statistik im Gesundheitswesen) für Retaxationen der Ersatzkasse zuständig. Die Rezeptprüfung durch die GfS erfolgt ab dem Abrechnungsmonat Januar 2018.
Laut DAK ist die GfS nicht nur bei Arzneimittelabrechnungen nach § 300 SGB V der „neue Ansprechpartner“ der Apotheker. Auch Hilfsmittelabrechnungen aus Apotheken werden auf Grundlage des Hilfsmittelliefervertrages zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und dem Verband der Ersatzkassen (vdek) von der GfS geprüft. Für Rückfragen zu Retaxationen ab dem Abrechnungsmonat Januar können die Apotheker die GfS unter der Telefonnummer 0351-32040-200 erreichen.
Die DAK hat die Rechenzentren selbst über die geänderten Abrechnungswege informiert. Die Apotheken bittet die Kasse, ihre Einsprüche und Aufforderungen zu Korrekturen im Vorfeld der Rezeptprüfung ab Abrechnungsmonat Januar an folgende Adresse zu schicken:
GfS – Gesellschaft für Statistik im Gesundheitswesen
Meißner Straße 197
01445 Radebeul
Für Rückfragen zu Rezeptbeanstandungen bis einschließlich Dezember 2017 können sich Apotheker sich weiter an das Arznei- und Heilmittelfachzentrum der DAK-Gesundheit in Bremen wenden.
Die GfS hat bei de Ausschreibung der Kasse für die Rezeptprüfung den Zuschlag erhalten und übernimmt ab September Abrechnung und Prüfung von Apotheken, Krankenhausapotheken und sonstigen Leistungserbringern. Der Auftrag ist zunächst auf vier Jahre angelegt, kann aber zweimal um ein Jahr verlängert werden.
Die Auslagerung der Retaxationen ist eher ungewöhnlich und hatte in der Branche für Verwunderung gesorgt. Denn normalerweise sind es kleinere Kassen, die diese Aufgabe an externe Dienstleister abgeben. Große Kassen wiederum haben meist eigene Abteilungen dafür – die im Falle eines Wechsels zu einem externen Dienstleister dann entsprechend abgebaut werden müssen.
Die DAK mit ihren rund 5,8 Millionen Versicherten lässt die Rezepte bisher im Arznei- und Hilfsmittelzentrum am Brill in Bremen kontrollieren. Diese Mitarbeiter werden künftig „andere Aufgaben übernehmen“, wie die Kasse auf Nachfrage mitteilte. Die Rechnungsprüfung wird während der Umstellung nicht ausgesetzt, erklärte die DAK. Auch ansonsten würden „weiterhin die bisherigen Standards gelten“, so die Kasse.
Hauptziel des Outsourcings sind – genau wie in anderen Branchen – Kosteneinsparungen. Der Dienstleister wird in der Regel pro geprüfter Rezeptzeile bezahlt. Nach Angaben der Kasse muss bei ihr jährlich ein Nettoausgabenvolumen von etwa vier Milliarden Euro verarbeitet werden. Referenz ist das Jahr 2016, in dem rund 45 Millionen Verordnungen aus öffentlichen Apotheken abgerechnet werden mussten. Dieses Volumen könne aber nicht für die Zukunft garantiert werden, so die DAK.
Die GfS wurde 1991 in Halle an der Saale gegründet und gehörte lange zur VSA. Seit 2014 ist der Firmensitz Radebeul bei Dresden, daneben gibt es noch eine Niederlassung in Unterschleißheim bei München. Insgesamt hat der Rezeptprüfer 120 Mitarbeiter. Laut Geschäftsführer Jamshid Javdani lag der Marktanteil auf Basis der Versichertenzahlen 2016 bei 18 Prozent – er dürfte durch den Großauftrag der DAK entsprechend wachsen.
Branchenkennern zufolge liegt der Marktanteil der hauseigenen Prüfstellen auf Grundlage der Versichertenzahlen bei über 60 Prozent. Den Rest teilen sich wenige Firmen, die größte davon Davaso, die vergangenes Jahr durch die Fusion von Inter-Forum und Syntela entstand. Rund 75 Millionen Rezepte prüft Davaso pro Jahr, 25 Kassen lassen ihre Arzneimittelabrechnungen vom Branchenprimus unter die Lupe nehmen. 19 weiteren Kassen stellt Davaso die Software zur Prüfung zur Verfügung. Über alle Produkte hinweg gehören 100 Krankenkassen mit 60 Millionen Versicherten zu den Kunden.
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