Corona-Impfungen: Apotheken fürchten Ärzte-Boykott Patrick Hollstein, 10.02.2022 12:25 Uhr
Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es zum Start kaum Corona-Impfungen in Apotheken. Gerade einmal 7 der 382 Apotheken sind dabei, also 2 Prozent. In einem Beitrag von NDR 1 Radio MV klagen mehrere Kolleg:innen darüber, dass sie von den Ärzten regelrecht erpresst werden. Deren Standesvertretung unternimmt wenig, um den Eindruck zu zerstreuen.
„Der Startschuss für die Corona-Impfung in Apotheken ist gefallen. Doch in Mecklenburg-Vorpommern macht fast keiner mit“, beginnt der Radiobeitrag. „Öffentlich möchte keiner der Apotheker, mit denen wir gesprochen haben, darüber reden. Zu groß sei der Druck umliegender Ärzte. Es zeigt sich: Es geht um Stellung und ums Geld.“
Gegenüber der Reporterin schildern mehrere Apotheker, welche organisatorischen und strukturellen Probleme sie vom Impfen abhalten, etwa was Räumlichkeiten, Personal und Schulung angeht. „Doch obwohl einige Apotheker all das gemacht haben, sich also darauf eingestellt haben, loszulegen, fangen sie dennoch nicht an zu impfen. Der Grund, den kein Apotheker öffentlich formulieren möchte: Sie würden von Hausärzten unter Druck gesetzt.“
Ohne Namensnennung schildern Apotheker gegenüber dem Radiosender, dass der ein oder andere Hausarzt ihnen damit gedroht habe, keinen Sprechstundenbedarf mehr bei „impfenden Apotheken“ zu bestellen. „Ich bin doch wirtschaftlich von den Hausärzten abhängig. Was mache ich denn, wenn die ihren Patienten davon abraten, die Rezepte bei mir einzulösen?“
Der Beitrag erklärt das Problem: Bei 28 oder sogar 34 Euro lohnt sich das Impfen für die Ärzte. Außerdem vermutet ein Apotheker, dass die Ärzte sich angegriffen fühlen.
Und der Präsident der Landsärztekammer, Andreas Crusius, macht im Beitrag auch gar keinen Hehl daraus: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dort Druck durch Ärzte entsteht und gesagt wird, dass nicht mehr bestellt wird.“ Schließlich seien beide Seiten auch an einem wirtschaftlichen Erfolg interessiert. Die Hilfe der Apotheken sei nicht notwendig und bringe auch keine Entlastung: Es gebe ausreichend Ärzte.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte gegenüber dem NDR, sei das Problem dort nicht bekannt. Um sich ein Urteil zur Situation bilden zu können, sei man auf Informationen seitens des Apothekerverbands angewiesen.
Nach der ersten Schulung Ende Januar würden in den kommenden Wochen 100 weitere Apotheker:innen für das Impfen geschult, so der Beitrag zum Schluss. „Wie viele von Ihnen dann tatsächlich gegen Corona die Spritze ansetzen werden, bleibt jedoch fraglich.“