Die Coronakrise hat verschiedenste Effekte auf den wirtschaftlichen Erfolg der Apotheken. Während das OTC-Geschäft massiv in den Versandhandel abgewandert ist, haben politische Maßnahmen und zusätzlichen Einnahmen vor allem Apotheken in Wohnortlagen gestärkt. Erstmals seit Jahren ist das Betriebsergebnis wieder gestiegen – auf der anderen Seite haben auch wieder viele Apotheken aufgeben müssen.
In der Krise besonders gelitten hat bekanntermaßen der OTC-Bereich. Der Absatz ist nach Abda-Zahlen im vergangenen Jahr um 11,2 Prozent gefallen. Der Versandhandel hat entsprechend zugelegt auf nun 19,6 Prozent der Packungen. Beim Umsatz legten die Versender sogar um 13,5 Prozent zu und holten sich mehr als 20 Prozent des Marktes. Bei Erkältungsmitteln ist der Umsatz vor Ort um 27 Prozent eingebrochen, die Versender konnten dagegen mehr umsetzen.
Doch der Boom der Versender zeigt sich auch im Rx-Geschäft, wie Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der Abda, anhand der Zahlen darlegte. Die Krankenkassen haben demnach im vergangenen Jahr 457 Millionen Euro an ausländische Versandapotheken gezahlt, ein Zuwachs von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Trotzdem war auch für die Apotheken vor Ort 2020 kein schlechtes Jahr. Der durchschnittliche Umsatz stieg deutlich auf 2,78 Millionen Euro (2019: 2,59 Millionen Euro). Allerdings liegen 60 Prozent der Apotheken unter dem Durchschnitt, wenige sehr große Betriebe verzerren den Mittelwert spürbar. Die „typische Apotheke“ macht nach Abda-Zahlen 2 Millionen Euro Umsatz. Gründe für den Umsatzanstieg insgesamt sind der wachsende Anteil hochpreisiger Arzneimittel und der Rückgang der Apothekenzahl: Der Rx-Umsatz verteilt sich auf weniger Betriebsstätten.
In Zahlen: Ende 2020 gab es noch bei 18.753 Apotheken, 348 weniger als im Vorjahr – inklusive 85 Neueröffnungen. Die Apotheken teilen sich in 14.110 Hauptapotheken und 4643 Filialen auf. Dabei gibt es 10.811 Einzelapotheken und 3299 Filialverbünde. Letztere teilen sich wie folgt auf: 2278 Apotheken mit einer Filiale, 698 mit zwei Filialen und 323 mit der Höchstzahl von drei Filialen. 42,4 Prozent der Apotheken befinden sich in einem Filialverbund.
Erstmals seit 2013 haben die Apotheken beim Betriebsergebnis vor Steuern wieder zugelegt. Dies lag 2020 bei 6,1 Prozent (2019: 5,7 Prozent). In Euro lag das Betriebsergebnis bei 168.068 Euro (2019: 148.436). Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales der Abda, betonte aber, dass dies auf die besonderen Bedingungen während der Coronakrise zurückzuführen sei. Damit ist auch Spreizung zwischen den Apotheken eher zurückgegangen. Infolge der Pandemie seien wohnortnahe Apotheken erfolgreicher gewesen, Lauflagen etwa in Bahnhöfen hätten dagegen gelitten, so Bauer. Der Wirtschaftsfachmann der Abda ist aber überzeugt, dass „Marktaustritte ein wesentlicher Faktor für die Gewinnsteigerung der verbleibenden Apotheken“ bleiben werden.
Die Corona-Krise hat den Apotheken nicht nur zusätzliche Umsätze gebracht: Korf zufolge haben die Apotheken durchschnittlich 2500 Euro zusätzlich investiert, um sich „Pandemie-fit“ zu machen, beispielsweise für Schutzmaßnahmen in der Offizin. Manche mussten auch beim Personal zurückfahren: Im April 2020 waren 984 Beschäftigte aus 9177 Betrieben in Kurzarbeit. Die Zahlen sind im Sommer zurückgegangen, gegen Ende des Jahres mit dem zweiten Lockdown stiegen sie noch einmal leicht an. Im November waren 148 Beschäftigte in 866 von Kurzarbeit betroffen.
Korf befürchtet, dass den Apotheken ein heißer Herbst bevorsteht: „Nach der Bundestagswahl wird es zu Verteilungskriegen kommen, das ist jetzt schon absehbar.“ Die Apotheken seien aber nicht Teil des Problems, betonte Korf. Die Ausgaben der Kassen für das Apothekenhonorar seien stabil bei 2,1 Prozent.
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