Cicero: FDP und Apotheken-Apokalypse APOTHEKE ADHOC, 01.02.2019 13:28 Uhr
Immer mehr Apotheken vor Ort haben mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Seit Jahren wird der Einfluss der ausländischen Versandapotheken wie DocMorris & Co. diskutiert. Sind sie verantwortlich für die vermeintliche „Apotheken-Apokalypse“? Der Cicero widmet sich dem Thema in seiner aktuellen Ausgabe auf vier Seiten. Im Bericht geht ABDA-Präsident Friedemann Schmidt mit der ehemaligen „Apothekerpartei“ FDP hart ins Gericht. Sie sei nicht mehr „der verlässliche Partner aller freien Berufe“.
„Man benutzt uns Apotheker als Nachweis dafür, angeblich keine Klientelpolitik mehr zu betreiben“, so Schmidt im Cicero. Hintergrund ist die ablehnende Haltung zum Versandhandel und die Befürwortung von Apothekenketten. Das Verhältnis zwischen den Apothekern und der Partei bezeichnet Schmidt als „weitgehend zerstört“. Das schmerze ihn, weil die Partei lange Zeit „der verlässliche Partner aller freien Berufe“ gewesen sei. Sollte sich das zerrüttete Verhältnis irgendwann wieder ändern, dann „sicherlich nicht in nächster Zeit“, so Schmidt. Warum Schmidt selbst noch Mitglied in der FDP ist, erklärt er im Beitrag nicht.
Dafür gibt es Erzählungen, warum das Verhältnis so in die Brüche gegangen ist: Ein Apotheker soll mit Lindner im Bundestagswahlkampf 2017 aneinander geraten sein. „Glauben Sie allen Ernstes, dass wir auf Sie angewiesen sind“, soll der FDP-Chef gepoltert haben. Christine Aschenberg-Dugnus erklärt es gegenüber Cicero diplomatischer: „Der FDP geht es nicht darum, dass man nicht mehr für die Apotheker sei.“ Man verspreche nur nichts mehr, was man nicht halten könne. Das hätten Lindner und die ganze Partei klar kommuniziert. Für die FDP sei das eine „dringend notwendige Befreiung gewesen“.
Der einst kurze Draht zum Bundesgesundheitsministerium glühe unter Jens Spahn nicht mehr so heiß wie unter Hermann Gröhe, schreibt Cicero. Letzterer habe wenige Tage nach dem EuGH-Urteil und einem Treffen mit der ABDA ein Verbot des Rx-Versandhandels in Auftrag gegeben, es aber nicht einmal durch die Ressortabstimmung gebracht. Spahn habe sich mit E-Rezept und E-Medikationsplan die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben und kein Interesse an dem Versprechen des Koalitionsvertrags.
Erzählt wird im Beitrag auch über Spahns frühere geschäftliche Verbindung zum heutigen DocMorris-Vorstand Max Müller. Einige Apotheker versuchten nach wie vor einen Zusammenhang herzustellen. Der ABDA-Präsident wolle dem Minister dagegen nichts mehr unterstellen. Nur so viel: „Der Gesundheitsminister hat erkennbar kein Interesse daran, den Holländern den Zugang zum deutschen Markt zu verwehren.“
In der Politik gebe es kaum noch Fürsprecher für die Apotheker, heißt es im Beitrag weiter. SPD, Grüne und auch Teile von CDU/CSU stellten sich gegen das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, auch Bundeskanzlerin und Wirtschaftsministerium unterstützen das Verbot nicht. Die Linkspartei gelte nun als letzte Unterstützung für die Apotheker: Sylvia Gabelmann, selbst Apothekerin, gab gegenüber Cicero an, das Bild des reichen Apothekers sei mittlerweile verzerrt. Ihre Partei fürchte vor allem eine zunehmende Distanz zum Patienten, die durch die gewollte Digitalisierung von Gesundheitsminister Jens Spahn weiter vorangetrieben werde.
So sei es schwierig geworden für die Apotheker, die früher als besonders gut organisiert und erfolgreich vertreten galten und denen eine hohe Mobilisierungsmacht zugeschrieben worden sei. Aktuell laufe die nächste Kampagne, wieder mit Bürgermeistern. Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, sieht zum Schluss die Apotheker in der Pflicht, sich tatsächlich unverzichtbar zu machen: „Sie selber prägen ihre Zukunft.“