Gesundheitswesen

Chefsache ist Männersache

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Berlin -

Macht ist Männersache. Obwohl in der Gesundheitswirtschaft der Frauenanteil klar überwiegt, gilt dieses Prinzip immer noch für die Führungspositionen in den meisten Heilberufen und bei den Krankenkassen. Nach einer Erhebung der Bundesregierung sind Frauen im höheren Management deutlich unterrepräsentiert. Das gilt auch für die Apothekerschaft.

In einer kleinen Anfrage hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sich nach der Gleichberechtigung im Gesundheitswesen erkundigt. Die Bundesregierung hat gründlich recherchiert: Danach liegt der Frauenanteil unter allen Beschäftigten der gesetzlichen Krankenkassen und ihrer Verbände zwar bei bis zu 71 Prozent. In den Vorständen und in der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstandes der Kassen und Verbände sowie in den Verwaltungsräten der Krankenkassen sind Frauen jedoch klar in der Minderheit.

Bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) liegt den Angaben zufolge der Frauenanteil in den Vorständen bei 11,1 Prozent, bei den Ersatzkassen sind es 7,7 Prozent, bei den Betriebskrankenkassen (BKK) immerhin 20,9 Prozent. Die Innungskrankenkassen halten die rote Laterne: hier gibt es keine Frau im Vorstand.

In der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstandes der Krankenkassen kommen Frauen bei der AOK auf einen Anteil von 25,2 Prozent, bei den Ersatzkassen sind es 17,2 Prozent, bei der BKK 29,2 Prozent und bei den IKK 23,7 Prozent. In den Verwaltungsräten der Krankenkassen liegt der Frauenanteil zwischen 10,1 Prozent (IKK) und 36,3 Prozent (Ersatzkassen).

Immerhin: Der GKV-Spitzenverband wird seit seiner Gründung von einer Frau geführt, von Dr. Doris Pfeiffer. Trotzdem dominieren auch hier die Männer mit Zweidrittelmehrheit. Neben Pfeiffer sitzen mit Johann-Magnus von Stackelberg und Gernot Kiefer zwei Männer. Auch im 52-köpfigen Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes beträgt der Frauenanteil nur 15,4 Prozent.

Nicht viel anders sieht es bei den Ärzten aus: Laut Bundesregierung betrug der Frauenanteil unter den Ärzten im Jahr 2016 46 Prozent. In den Landesärztekammern schwankt der Frauenanteil aber nur zwischen 9 und 33 Prozent – mit einer Ausnahme: In der Ärztekammer Bremen sind die Frauen mit 60 Prozent in der Überzahl.

In der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstandes zeigt sich bei den Ärztekammern ein sehr differenziertes Bild: In 15 Landesärztekammern finden sich hier keine Frauen. In zehn Landes- oder Bezirkssärztekammern liegt der Frauenanteil bei 50 oder 66 Prozent und in Bremen und Südwürttemberg arbeiten hier ausschließlich Frauen. Der absolute Frauenanteil in den Ärztekammern schwankt zwischen 13 und 41 Prozent. Bei den Zahnärzten und ihren Standesvertretungen findet sich ein ähnliches Bild.

Die meisten Kassenärztlichen Vereinigungen sind ebenfalls Männerdomänen: In zehn KV-Vorständen gibt es keine Frau. In der KV-Berlin und KV-Saarland beträgt der Frauenanteil im Vorstand ein Drittel, in Hamburg und Schleswig-Holstein teilen sich Männer und Frauen die Vorstandsposten. Nur im Vorstand der KV-Mecklenburg-Vorpommern dominieren die Frauen mit 67 Prozent. Etwas besser sieht es in der ersten Führungsebene unterhalb der Vorstände aus: Hier schwankt der Frauenanteil in den KVen zwischen Null und 58 Prozent. In den meisten KVen sind die Frauen hier mit über 30 Prozent vertreten.

Im Gemeinsamen Bundesausschuss, einem der mächtigsten Gremien in der Gesundheitswirtschaft, finden sich im 13-köpfigen Beschlussgremium nur zwei Frauen (15,4 Prozent). „Den Frauenanteil in den Gremien der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen zu steigern, ist für eine Erhöhung der Repräsentativität ein wichtiges Ziel“, schreibt die Bundesregierung. Allerdings gebe es bisher keine gesetzlichen Vorgaben zur Herstellung einer „angemessenen Repräsentanz“. Der Koalitionsvertrag der letzten großen Koalition habe zwar „geeignete Maßnahmen“ dazu vorgesehen, es sei aber „nicht mehr zu gesetzgeberischen Maßnahmen gekommen“.

Nicht untersucht hat die Bundesregierung die Frauenquote in den Standesvertretungen der Apotheker. Danach hatten die Grünen auch nicht gefragt: Laut ABDA beträgt der Frauenanteil unter den Apothekern im Jahr 2016 immerhin 72,1 Prozent und liegt damit klar über den Ärzten. Die ABDA selbst kennt den Anteil der Frauen in den 34 Kammern und Verbänden nicht. Im 13-köpfigen Geschäftsführenden ABDA-Vorstand finden sich mit Cynthia Milz aus Kulmbach und Ursula Funke aus Wiesbaden nur zwei Frauen. Im 40-köpfigen ABDA-Gesamtvorstand aus Kammerpräsidenten und Verbandschefs gibt es sieben Frauen. Die 17 Landesapothekerkammern verfügen über 145 Vorstandsposten. Davon sind 69 mit Frauen besetzt. Das ist eine Quote von 47,5 Prozent. In den Verbänden gibt es insgesamt 119 Vorstandsposten. Davon sind 36 mit Frauen und 83 mit Männern besetzt. Die Frauenquote beträgt hier 30,2 Prozent.

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