Das 2013 ins Leben gerufene Projekt „Arzneimittelkonto NRW“ verbindet Ärzte, Apotheker und Pflegeeinrichtungen, um das Medikationsmanagement zu optimieren und damit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Bisher gibt es vier Schwerpunktregionen, in denen der zentrale Austausch zur Medikation stattfindet. Jetzt wird das Projekt zum Arzneimittelkonto NRW Plus ausgebaut. Dafür suchen die Projektträger rund um die Compugroup Medical (CGM), die Uniklinik RWTH Aachen und die Universität Bielefeld Ärzte und Apotheker, die über ein patientenindividuelles Arzneimittelkonto die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern wollen.
Das Arzneimittelkonto NRW Plus verbindet die beiden bisherigen Projekte „FallAkte Plus“ und das „Arzneimittelkonto NRW“. Durch die umfassenden Medikationsdaten aus dem Arzneimittelkonto soll die Fallakte, eine digitale Akte zum Austausch von ambulanten und stationären Arztdaten eines Patienten, vervollständigt werden. Die Plattform der Uniklinik Aachen, die für eine sichere Arzt-zu-Arzt-Kommunikation sorgt, ermöglicht autorisierten medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Arztpraxen die gemeinsame Nutzung und Pflege elektronischer Fallakten ihrer Patienten. Die Ärzte erhalten durch diese technische Möglichkeit einen schnellen Überblick über den bisherigen Behandlungsverlauf, bereits erhobene Befunde, Röntgenbilder, OP-Berichte und Arztbriefe und können selbst relevante Dokumente hinzufügen.
Für das Gesamtbild eines Falles sollen nun die Medikationsinformationen neu hinzukommen. Darin enthalten sind Informationen zur Medikationsanamnese, zur aktuellen Medikation und Dosierung sowie Informationen zur Einnahme von OTC. Diese Auskünfte werden künftig vom Arzneimittelkonto NRW Plus bereitgestellt. Gemeinsam werden Uniklinik und CGM die Zusammenarbeit beziehungsweise den Informationsaustausch zwischen den niedergelassenen Ärzten und dem Krankenhaus um diesen Baustein erweitern. Für dieses Vorhaben wurde die Modellregion Aachen ausgewählt. Ziel ist es, dass bereits Anfang 2021 die orthopädische Klinik der RWTH Aachen bei geplanten Krankenhauseinweisungen, neben den schon vorhandenen umfassenden Daten der FallAkte Plus, um die Daten aus dem Arzneimittelkonto NRW Patienten erweitert wird.
Als weitere Unterstützung erhalten die Ärzte bei neuen Verordnungen einen integrierten AMTS-Check, der dann auch die ambulante Medikation mitberücksichtigt. Bei der Entlassung steht damit die Medikation, durch die Übertragung von der Klinik in das Arzneimittelkonto NRW Plus dem ambulant weiterbehandelnden Arzt zur Verfügung. Mit dem neuen Arzneimittelkonto NRW Plus als gemeinsame Datenbasis können Ärzte und Apotheker ohne Medienbrüche die Gesamtmedikation des Patienten einsehen und bearbeiten. Via App kann auch der Patient direkt mitwirken. Im Laufe des Projektes wird eine zusätzliche AMK-App-Funktion die Patienten in die Lage versetzen, sich bei Meldungen und Warnhinweisen bezüglich Wechselwirkungen an den Arzt oder Apotheker ihres Vertrauens zu wenden.
Das Arzneimittelmittelkonto NRW Plus wurde vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales als eines der Siegerprojekte des zweiten Leitmarktwettbewerbs „Gesundheit.NRW“ ausgewählt. Seit dem 1. November arbeiten nach eigenen Angaben Teams der drei Partner an der Umsetzung des Projekts. Die Projektlaufzeit des Vorhabens beträgt drei Jahre und wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Das Projektteam, unter der Leitung von Frank Ladendorf (CGM), Nora Völlm (Universitätsklinikum Aachen) und Professor Dr. Wolfgang Greiner (Universität Bielefeld), will bereits ab Anfang 2021 in der orthopädischen Klinik des Uniklinik RWTH Aachen bei geplanten Einweisungen die patientenindividuellen Medikationsdaten aus dem jeweiligen Arzneimittelkonto eines Patienten für die Anamnese bereitstellen.
Dafür werden Ärzte und Apotheker in ausgewählten Regionen gesucht, die über ein patientenindividuelles Arzneimittelkonto die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern wollen. Die Teilnahme an dem Projekt ist für alle Teilnehmer kostenfrei. Zurzeit ist das Arzneimittelkonto NRW in den Regionen Xanten, Plettenberg, Wuppertal und Krefeld eingeführt.
Während in der ersten Projektphase (2013-2015) das Konsortium aus zwei Partnern – CGM und Universität Bielefeld – bestand, beteiligten sich in der zweiten Phase ab 2016 zusätzliche Partner. Neben den Apothekensoftwarehäusern CGM Lauer (ehemals Lauer-Fischer) und Pharmatechnik bildeten Knappschaft und CGM Clinical das Konsortium. Somit konnte das Arzneimittelkonto NRW neben Haus- und Fachärzten zusätzlich Apotheken und Pflegeheime anbinden. Die Universität Bielefeld begleitet das Projekt weiterhin wissenschaftlich und evaluiert.
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