Wirtschaftsdelegation

Celesio mit Westerwelle in Brasilien Alexander Müller, 11.03.2010 18:39 Uhr

Berlin - 

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) ist wegen seiner Südamerikareise ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die Opposition fragt nach dem Zusammenhang zwischen der Besetzung der mitreisenden Wirtschaftsvertreter und Parteispenden an die FDP. Westerwelle weist die Vorwürfe zurück. Zur Wirtschaftsdelegation des Außenministers gehört nach Informationen von APOTHEKE ADHOC auch Max Müller, Leiter des Berliner Büros des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio.

Die Opposition bemängelt eine Vermischung von Staats- und Privatgeschäften: „Ich habe große Zweifel, ob Westerwelle als Außenminister überhaupt ministrabel ist“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, der Rheinischen Post. Westerwelle beschädige sein Amt, wenn jetzt „vorzugsweise Geschäftsleute, die vor der Wahl für die FDP gespendet haben, den Außenminister auf Regierungsreisen begleiten und als Türöffner nutzen dürfen“, so Oppermann.

Der Außenminister weist die Vorwürfe zurück: „Außenwirtschaftsförderung wird nicht mit spitzen Fingern betrieben, sondern sie ist fester Bestandteil deutscher Außenpolitik“, sagte Westerwelle in einer Ansprache vor der argentinisch-deutschen Handelskammer. Auch bei der Auswahl seiner Delegationsmitglieder sei er verfahren wie seine Vorgänger, zitiert ihn das Nachrichtenmagazin Spiegel.

Max Müller von Celesio kann die Angriffe auf Westerwelle nicht verstehen: Endlich gebe es mal einen prominenten deutschen Politiker, der nicht nur über Wirtschaftsförderung rede, zitiert ihn „Welt online“. „Die Debatte in Deutschland verläuft - gelinde gesagt - heuchlerisch: Was brauchen wir denn? Jemand, der Türen öffnet, der Themen verknüpft“, so Müller. Zu den Vorwürfen, Westerwelle habe vor allem FDP-Spender eingeladen, sagte Müller gegenüber der Zeitung: „Wenn da weiter so haltlos gestänkert wird, werden manche Wirtschaftsführer gar nicht mehr mitfahren.“

Was Müller in Südamerika erreichen soll und welche Standorte besucht werden, ist offen. Ebenfalls unklar ist, wie Müller Mitglied der Wirtschaftsdelegation wurde und ob Celesio in der Vergangenheit Parteispenden an die FDP geleistet hat. Eine Antwort des Konzern auf eine Anfrage steht noch aus.

Celesio hatte in Brasilien schon zuvor deutsche Spitzenpolitiker getroffen: Die Unterzeichnung der Übernahme eines Mehrheitsanteils am Großhändler Panpharma hatte im Sommer vergangenen Jahres der damalige Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor Ort als deutliches Signal für Wachstum in Zeiten einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gelobt.

Im Dezember traf sich Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Auch mit den Wirtschaftsministern beider Länder, Miguel Jorge und Rainer Brüderle (FDP), habe Oesterle „intensive Gespräche“ geführt, „welche im kommenden Jahr in Brasilien fortgesetzt werden sollen“, teilte der Konzern Ende 2009 mit.