Weil die geplante Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon jetzt kritisch gesehen wird, will die Union einen eigenen Vorschlag machen: Bei der APOTHEKENTOUR kündigte Georg Kippels (CDU) ein „Apothekenstärkungsgesetz 2.0“ an. Man werde einen Antrag einbringen, um die Apotheken wirtschaftlich zu stärken und mehr Entlastung zu schaffen.
Apotheken seien für ihn die „vierte Säule des Gesundheitssystems“, erklärte Kippels. Die Teams leisteten einen wichtigen Beitrag im Sinne des Gesundheitsschutzes, der Prävention und übernähmen auch bei akuten Problemen wie dem Umgang mit Lieferengpässen bei Arzneimitteln immer wieder Verantwortung.
Das werde unter der aktuellen Regierung nicht gewürdigt. So habe man in der Union eine Engpasspauschale von mehr als 10 Euro für gerechtfertigt gehalten, am Ende seien es gerade einmal 50 Cent geworden.
Kein Wunder, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland seit Jahren abnimmt. Was tun – oder vielmehr: Was nicht tun? „Wir brauchen keine Kioske – wir brauchen eine Stärkung der Apotheke.“
Auch wenn Lauterbachs Entwurf noch nicht da ist, sieht Kippels nach den Protesten der Apotheken eine Sensibilisierung für das Thema in der Politik. Die Union habe bereits in der Vergangenheit Anträge eingebracht, um auf die wirtschaftlich schlechte Lage in den Apotheken hinzuweisen und zum Beispiel eine Erhöhung des Fixums gefordert. Nun plane man ein „Apothekenstärkungsgesetz 2.0“, um die Probleme gesamtheitlich zu lösen.
Einziger Haken: Selbst die beste Idee aus der Opposition werde regelmäßig abgeschmettert. Eine gute Regierung zeichne sich aber dadurch aus, dass sie gute Ansätze aufgreift und dann unter eigenem Etikett umsetzt.
Weitere Protestaktionen der Apotheken brauche es erst dann, wenn entsprechende Pläne auf dem Tisch lägen – denn sie dürften nicht inflationär werden. Stattdessen rät Kipples zu einer modernen Kampagne, bei denen auch bissige Plakate ihren Platz haben dürften.
Dr. Kerstin Kemmritz, Präsident der Apothekerkammer Berlin, forderte ein schnelles Handeln der amtierenden Regierung. Denn die Apotheken könnten nicht auf eine neue Regierung in zwei Jahren warten. „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eher zehn nach eins“, so Kemmritz. Sie wies darauf hin, dass sich Regelungen im Interesse der Apotheken, auch an jedes anderen Gesetz anhängen ließen.
Auch Impfen in der Apotheke könne als zusätzliche Gesundheitsdienstleistung eine weitere Honorarkompnente sein, aber nur egänzend und auch nur dann, wenn sich dieser Service für die Apotheken tatsächlich lohnt, so Kemmritz. Aus ihrer Sicht müsste man etwa 25 Euro ansetzen.
Außerdem dürfe die mit einer Impfung verbundene Bürokratie nicht mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Impfen selbst, so Kemmritz. Welche Impfungen die Apotheken anbieten sollen und in welchem Umfang und Zeitrahmen, solle mit den Ärzten zusammen erarbeitet werden. Ziel sei ein Miteinander und nicht Gegeneinander impfen. Denkbar sei aber grundsätzlich ein System wie in Frankreich, wo in Apotheken alle Totimpfstoffe verimpft werden dürfen.
APOTHEKE ADHOC Debatte