Leikerts Apothekentag Maria Hendrischke, 14.07.2015 14:59 Uhr
Erst ein Apothekenbesuch, dann zum Gespräch mit dem Vorstand des hessischen Apothekerverbands: Dr. Katja Leikert (CDU), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, hat einen apothekenlastigen Tag hinter sich. In den Gesprächen zeigte sie sich interessiert und offen – und konnte dazulernen. Ihr Besuch bei den Apothekern war keine Reaktion auf ihren unter Apothekern umstrittenen Auftritt bei der Versandapotheke DocMorris.
Zunächst hatte sich Leikert gestern mit der Präsidentin der hessischen Apothekerkammer, Ursula Funke, in der Gloria Apotheke des Ehepaars Schmidt in Hanau getroffen. Der Besuch sei eine gemeinsame Idee von Funke und Leikert gewesen, die bereits länger geplant gewesen sei. In knapp zwei Stunden wurde Leikert der Apothekenalltag im passenden Umfeld vom Inhaberehepaar vorgestellt.
„Frau Leikert hatte noch nie hinter dem HV-Tisch einer Offizin gestanden“, sagt Funke. „Die Herausforderungen, die einem Apotheker begegnen, wurden ihr zum Teil erst durch den Besuch richtig bewusst.“ So zeigte sich Leikert überrascht, dass jede Apotheke über ein Labor verfüge und selbst Rezepturen anmische, obgleich das aufwändig und nicht wirtschaftlich sei.
Auch der anhaltende Ärger mit Retaxationen und das aktuelle Thema des neuen Rezeptstempels waren Gesprächsinhalt. „Wir haben in der Apotheke eine Statistik geführt; etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Rezepte aus der vergangenen Woche wiesen Fehler auf“, sagt Apotheker Marc Schmidt.
Zuletzt hatte Leikert mit ihrem Auftritt in den Niederlanden beim Eröffnungssymposium von DocMorris bei den Apothekern für Ärger gesorgt. Schmidt habe sie auch darauf nochmals angesprochen. „Frau Leikert konnte die Aufregung um das Thema nicht nachvollziehen“, so Schmidt. Sie sehe Versandapotheken als geschäftsbelebende Konkurrenz und eine natürliche Folge der Digitalisierung.
Leikert setzt sich für den Gesundheitsausschuss insbesondere mit dem Thema E-Health auseinander. Funke will, dass die Apotheker in das Gesetz zum Medikationsplan aufgenommen werden. „Für den Patienten hat das Gesetz nur dann seinen vollen Nutzen, wenn wir dabei sind“, erklärt Funke. Apotheker könnten die Medikation und Verschreibungen aller Ärzte eines Patienten am besten überblicken. Leikert habe eingeräumt, dass im Gesetzentwurf noch Änderungsbedarf bestehe, sagt Funke.
Die Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbands (HAV), Dr. Detlef Weidemann und Holger Seyfarth, trafen Leikert im Anschluss an den Apothekenbesuch in ihrem Wahlkreisbüro. Auch dabei stand E-Health im Vordergrund. „Es war ein angenehmes Gespräch“, betont Seyfarth. Beide Seiten waren sich einig, dass dem Patienten die Entscheidung überlassen werden sollte, ob ein Arzt oder ein Apotheker den Medikationsplan erstellt.
Ein weiteres Thema sei die Kompetenzerweiterung der Apotheker gewesen. „Gerade in strukturschwachen Gebieten sollen Apotheker mehr Aufgaben bekommen“, sagt Seyfarth. Dazu zähle neben dem Impfen auch das Wechseln von Verbänden. Für den Patienten und Apotheker sei das eine „Win-Win-Situation“. Allerdings solle diese Kompetenzerweiterung in einem „überschaubaren Rahmen“ nach und nach umgesetzt werden, so Seyfarth.