Politikerbesuche in Apotheken sind stets gute Gelegenheiten, auf die Probleme der Branche aufmerksam zu machen. Apotheker Johannes Meis von der Apotheke Meis am Krankenhaus in Cloppenburg dürfte das beim Besuch der CDU-Bundestagsabgeordneten Silvia Breher besonders gut gelungen sein: Nach der Diskussion über den aktuellen Entwurf zum Apothekenstärkungsgesetz will Breher in Berlin wegen der rechtlichen Problem nachhaken. Sollte das Boni-Verbot nicht umsetzbar sein, will sie wieder das Rx-Versandverbot auf die Tagesordnung setzen.
Die Union habe im Koalitionsvertrag mit der SPD viele Kompromisse eingehen müssen, sagte Breher im Gespräch mit Apotheker Meis. Falls die Gleichpreisigkeit rechtlich nicht sicher umgesetzt werden könne, müsse man wieder zum Versprechen des Koalitionsvertrages zurückkehren. Bis zum Treffen mit den Apothekern war die CDU-Abgeordnete der Auffassung, mit dem Spahn-Entwurf könnten sich die Apotheker grundsätzlich arrangieren.
Im Backoffice der Apotheke gab es eine interessante Diskussionsrunde über die aktuellen Themen: Mit dabei neben Inhaber Meis und Breher auch Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekenkammer Niedersachsen, sowie die Apothekerinnen Dr. Gebriele Röscheisen-Pfeifer aus Oldenburg und Beate Looschen aus Lohne. „Solche Gespräche und Kontakte vor Ort sind immens wichtig, um ein Gefühl für die aktuelle Stimmungslage zu bekommen“, meinte Breher.
Apotheker Meis hingegen machte die CDU-Abgeordnete auf die rechtlichen Probleme aufmerksam, die Apothekenrechtsexperte Elmar Mand im Interview mit APOTHEKE ADOC aufgeworfen hatte. „Es gibt viele offene Fragen“, so Meis, „es besteht ein hohes Risiko hinsichtlich der Rechtssicherheit.“ Das war Breher in diesem Ausmaß nicht bewusst. Schon früher hatte Breher in einem Brief an Spahn nach den Gründen für die Abkehr vom Rx-Versandverbot gefragt. Als Antwort verwies Spahn auf europarechtliche Probleme. Daher will sie jetzt erneut in Berlin nachhaken. Breher versprach, die rechtlichen Sorgen der Apotheker mit in die Hauptstadt zu nehmen.
Meis machte Breher auf die wirtschaftlichen Folge einer Steigerung des Rx-Umsatzes von ausländischen Versendern aufmerksam: „Viele Apotheken kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz.“ Durchschnittlich würden pro Apotheke 37.522 Rx-Packungen abgegeben. Bei einem Boni von 2,50 Euro entsprecht dies einer Summe von circa 93.800 Euro. Der Gewinn vor Steuern einer durchschnittlichen Apotheke betrage aber nur 144.000 Euro. Und 59,6 Prozent der Apotheken sind kleiner als die durchschnittliche Apotheke.
Es gehe aber nicht nur um Wirtschaftlichkeit. Das absehbare Aus vieler Apotheken tangiere die Sicherheit der Patientenversorgung. „Wir können nicht verstehen, dass ein deutscher Minister ausländische Versandapotheken fördert und die inländischen Apotheken in ihrer Existenz gefährdet“, so Meis. Zum Abschluss erinnerte der Apotheker die CDU-Abgeordnete an den Beschluss der letzten ABDA-Mitgliederversammlung: Sollte das Versprechen des Erhalts der Gleichpreisigkeit nicht umsetzbar sein, werde die Apothekerschaft zu ihrer Forderung nach einem Rx-Versandverbot zurückkehren.
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