Knapp sieben Stunden pro Woche verbringen Apotheken im Durchschnitt mit dem Management von Lieferengpässen – das kostet Geld, auch wenn kein Arzneimittel abgegeben wird, stellt der Bundesverband PTA (BVpta) klar. Und er fordert ein Umdenken in der Gesundheitspolitik.
Lieferengpässe bestimmen den Alltag in Apotheken. Allein beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit Engpässe für mehr als 400 Arzneimittel gemeldet, hinzukommen nicht lieferbare Impfstoffe und Engpässe bei Präparaten, die nicht meldepflichtig sind.
Dass Lieferengpässe Geld kosten, ist unumstritten. Aber wie hoch sind die Kosten, die von Steuerzahler:innen und Versicherten getragen werden, fragt der BVpta. Fest steht: Lieferengpässe beschäftigen verschiedene Behörden, Unternehmen und auch die Apotheken. So werden Engpässe offiziell festgestellt, Ausnahmegenehmigungen erlassen und Importe ermöglicht. Nicht zu vergessen die zusätzliche Arbeit in den Apotheken und die gestiegenen Preise für beispielsweise Energie und Material.
„Und das Ganze für ein Arzneimittel, das – wie ein Salbutamol-Dosieraerosol – gerade mal 20 Euro kostet, inklusive Mehrwertsteuer minus Zuzahlung des Patienten, minus Kassenrabatt der Apotheken und minus Geheimrabatt der Hersteller“, gibt der BVpta zu bedenken.
Trotz Kostensteigerungen muss im Gesundheitswesen von Gesetzes wegen alles billiger werden, so der BVpta; beispielsweise durch das weitere Absenken der Festbeträge. So kann es nicht weitergehen. Daher die Forderung: „In der Gesundheitspolitik muss ein Umdenken stattfinden, damit die Versorgung der Patientinnen und Patienten gesichert werden kann – von der Herstellung des Arzneimittels bis zu seiner Abgabe. Damit Versorgung finanziert wird und nicht (!) die Verwaltung des Mangels.“
An Apotheken sparen will auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Statt das Honorar zu erhöhen, setzt Lauterbach auf eine Umverteilung und Apotheken ohne Approbierte. Die Leitung sollen PTA übernehmen. Vom BVpta kommt Kritik. PTA sind kein billiger „Ersatz“. Es brauche eine Gehaltsanpassung. Zwar könne man sich – zumindest theoretisch – „gebauchpinselt“ fühlen, dass der Minister PTA mehr Verantwortung zutraue. „Wir müssen uns aber auch fragen: Welches Bild hat der Minister von unserer Arbeit eigentlich im Kopf? Ein Chef, der den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und darauf wartet, dass er etwas gefragt wird? Die PTA, die im HV vorfreudig auf das nächste Rezept wartet? Guten Tag, Abgabe, auf Wiedersehen, das wars? Natürlich nicht! Apotheke ist so viel mehr – jeder weiß das! Nur Sie nicht?“, fragte der BVpta vor Kurzem.
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