BVDA will politischer werden APOTHEKE ADHOC, 07.07.2014 10:40 Uhr
Der Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA) hat einen neuen Präsidenten: Der Apotheker Nusret Cikotic löst Thomas Hieble ab, der nach acht Jahren nicht mehr angetreten war. Auf der BVDA-Mitgliederversammlung wurden neue Vorstandsmitglieder gewählt und zwei Resolutionen zu Notfallkontrazeptiva und Nullretaxationen verabschiedet.
Cikotic ist Inhaber der Avie-Löwen-Apotheke in Darmstadt. Er ist seit acht Jahren im Vorstand des BVDA. Neue Vizepräsidentin ist Tonja von Seelen (Apotheke am Bahnhof, Mannheim). Sie löst Dr. Wolfgang Bucke ab, der wie Hieble nicht zur Wahl angetreten war.
Ebenfalls neu im Vorstand sind der Apotheker Konrad Koch (Goethe-Universität, Frankfurt) und die Apothekerin Ursula Späth (Globus-Apotheke, Hofheim). Im Vorstand bleiben Dr. Gabriele Bojunga (Post-Apotheke, Ranstadt), Stabsapothekerin Dr. Katharina de Parade sowie die Apotheker Lutz-Günter Koch (Apotheke an der Wieseck, Reiskirchen) und Otto Späth (Burg-Apotheke, Hofheim). Außerdem gehört dem Vorstand der selbstständige Apothekenberater Joachim Ullrich an.
Der neue Vorstand hat einstimmig beschlossen, Späth – der vor Hieble ebenfalls acht Jahre lang Präsident des BVDA war – zum Ehrenpräsidenten zu berufen. In der kommenden Amtszeit will sich der Vorstand wieder verstärkt in die Gesundheitspolitik einbringen. Die Zeit vornehmer Zurückhaltung habe gezeigt, dass so die Apothekerschaft immer mehr zu Erfüllungsgehilfen zu Gunsten Dritter werden.
Auf der Mitgliederversammlung hat der BVDA außerdem eine Resolution verabschiedet, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, Notfallkontrazeptiva aus der Verschreibungspflicht zu entlassen und der Apothekenpflicht zu unterstellen. Pharmazeuten informierten gewissenhaft und sachgerecht über Risiko und Nebenwirkungen. Als Ausübende eines naturwissenschaftlich geprägten Heilberufs seien sie qualifiziert, eine sichere Abgabe zu gewährleisten, und prädestiniert dafür, die notwendigen Sachinformationen situationsgerecht zu vermitteln.
In einer zweiten Resolution wird der Gesetzgeber aufgefordert, Nullretaxationen aufgrund von marginalen Formfehlern zu verbieten. Einerseits sei zu erwarten, dass Apotheken Bürger mit dringend notwendigen Medikamenten versorgten, andererseits müssten Apotheken jedoch immer mehr bangen, dass die Kassen Mittel und Wege finden, die Kosten nicht erstatten zu müssen.
Die Erklärung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), Nullretaxationen seien als disziplinarische Maßnahme gerechtfertigt, empfinden die BVDA-Mitglieder als „Schlag in das Gesicht der Apothekerschaft“. Auf großes Unverständnis trifft bei dem Verband entsprechend auch die Erklärung der parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU), die sich der Einschätzung des BVerfG angeschlossen hatte. „Vermutlich sind Widmann-Mauz Patienteninteressen weniger wichtig als monetäre Interessen der GKV“, kritisiert der BVDA.