Bundestagswahl

Adexa: Sozial(demokratisch) geht anders Lothar Klein, 07.08.2017 15:04 Uhr

Berlin - 

Der Vorsitzende der Apothekengewerkschaft Adexa, Andreas May, hat die Aussagen von Gesundheitspolitikern im Wahlkampf zur Apothekenpolitik kritisiert. Politiker aller Couleur würden gerne mit sozialen Zielen und mit Fachkompetenz werben. Über die „praktische Umsetzung großer Worte“ könne er sich aber nur wundern.

Die Adexa-Wahlprüfsteine hätten gezeigt, dass nahezu alle befragten Parteien von sich behaupteten, die flächendeckende Gesundheitsversorgung zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Dazu gehörten neben Arztpraxen in erster Linie öffentliche Apotheken. Wer aber zurzeit den Wahlkampf verfolge, komme zu einem anderen Ergebnis.

Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, fordere, homöopathische Arzneimittel aus der Apothekenpflicht zu entlassen. Im Unterschied dazu befürworte Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, zwar die Apothekenpflicht. Ihre Argumentation überrasche aber: „Wir wollen nicht, dass vom Heilpraktiker bis zum Homöopathie-Shop eine geschlossene Esoterik-Blase entsteht.“

Verwundert ist May auch über den Besuch von Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) bei DocMorris und ihre dabei laut einer Sprecherin gezeigten Begeisterung: „Das Unternehmen geht mit seinem Geschäftsmodell mit der Zeit: Die Digitalisierung kann und wird auch im Gesundheitsbereich durch Innovationen großen Nutzen für Patienten, Kunden und Unternehmen gleichermaßen stiften.“ Nur ärgerlich, dass Medien von bezahlten Sponsoring-Veranstaltungen in der Vergangenheit berichtet hätten, so May.

Und auch Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft der Grünen, mache die Sache nicht besser. Sie verspricht auf Facebook, Sorge zu tragen, dass Apotheken unabhängig von ihrer Lage und ihren Patientengruppen fair entlohnt würden und nicht mehr „durchs Raster“ fielen.

Scheinbar habe sie aber vergessen: „Rot-Grün ebnete Filialverbünden im Jahr 2004 durch entsprechende Gesetze den Weg“, so der Adexa-Vorsitzende weiter. Ab diesem Zeitpunkt habe der Markt begonnen „auseinanderzudriften“. Großen Verbünden gehe es gut, während kleine Apotheken immer häufiger zu Grunde gingen.

„Als Vorsitzender von ADEXA, aber auch als PTA, sind für mich derartige Gedankengänge schwer nachvollziehbar“, so May. Parteien, sie sich selbst als sozial oder gar als sozialdemokratisch bezeichneten, opferten langfristige Ziele, nur um kurzfristig Gelder im Gesundheitswesen einzusparen: „Sie zerstören sehenden Auges über Jahrzehnte hinweg etablierte Versorgungsstrukturen. Und sie vernichten Arbeitsplätze, die von zentraler Bedeutung sind. Unsere Gesellschaft altert zusehends – die fußläufig erreichbare Apotheke wird wichtiger denn je. Einmal mehr zeigt sich, dass Wahlprogramme kaum etwas mit der harten Realität zu tun haben.“