Bundestagswahl

Lauterbach sichert sich „Tunnel-Stimmen“

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Berlin -

In seinem Wahlkampf-Kalender hat Karl Lauterbach (SPD) jetzt neue Termine: Bei allen Aktionen der Leverkusener Bürgerinitiativen, die für einen langen Autobahntunnel plus sanierter Rheinbrücke im Kölner Norden kämpfen, wird ein Mann nicht fehlen: Der SPD-Fraktionsvize und Gesundheitsexperte der SPD. „Mit Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD), MdB“ wird nunmehr auf allen Zetteln stehen. Der Tunnel-Deal ist perfekt. Lauerbach will das Projekt Rheintunnel nach seiner Wiederwahl in den Bundestag tragen. Die Bürgerliste Leverkusen ruft dafür zu seiner Wahl am 24. September auf.

„Ich trete als Kandidat zurück und unterstütze die Kandidatur von Karl Lauterbach", verkündete Daniel Werner, Ex-Direktkandidat bei einem gemeinsamen Pressegespräch von Bürgerinitiative und Lauterbach, den „Tunnel-Deal“, wie die Rheinische Post berichtet. „Wenn zwei Leute für dasselbe Ziel eintreten, ist das nicht zielführend.“ Zumal er als Direktkandidat nur etwa 2 bis 3 Prozent der Stimmen erwarten könne, wie die Landtagswahl gezeigt habe.

Genau diese Stimmen könnten jedoch nachher dem SPD-Bundestagsabgeordneten für seine Wiederwahl fehlen. Mit dem Tunnel-Deal steigen Lauterbach Wahlchancen signifikant. Vor vier Jahren unterstützte die Bürgerliste noch den CDU-Kandidaten Helmut Nowak, der entsprechend erstaunt reagiert: „Ich finde diesen Deal sehr bemerkenswert. Damals haben wir aber keinen Handel daraus gemacht."

Anfang des Jahres, als sich Werner für die Kandidatur entschieden habe, sei er der Einzige gewesen, der sich beim Ausbau der Autobahn A1 für die „Kombilösung“, Tunnelbau und Sanierung der alten Autobahnbrücke über den Rhein, eingesetzt habe. Mittlerweile befürworte auch Lauterbach diese Variante. „Die Belastung mit Feinstaub, Stickoxid und Lärm ist in Leverkusen sehr hoch", bestätigte Lauterbach seinen Sinneswandel zum Tunnelprojekt. Dadurch steige die Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung. Etwa 150 bis 200 Leverkusener pro Jahr würden dadurch an Herzinfarkten oder Schlaganfällen sterben. „Hinzu kommen Demenzerkrankungen", zitiert die Rheinische Post den Mediziner.

Aufgrund neuer Studien habe er seine Meinung zum A1-Ausbau geändert. „Ich bin jetzt überzeugt, dass sich nur mit einem langen Tunnel die Luftverschmutzung in Leverkusen um etwa 20 bis 25 Prozent senken lässt.“ Im Bundestag wolle er sich daher bei einer Wiederwahl für diese Lösung einsetzen. Und gegebenenfalls einen sogenannten Entschließungsantrag einbringen, damit auch die „Kombilösung“ geprüft wird.

Etwa 50.000 Euro würde ein zusätzliches Gutachten kosten, schätzt der SPD-Politiker. Es sei in wenigen Monaten erstellt. „Wir müssen auf jeden Fall Zeit gewinnen und verhindern, dass schon im Februar 2018 mit dem Neubau der Rheinbrücke begonnen wird.“ Er freue sich, dass Daniel Werner ihn nun unterstütze. Als Gegenzug werde er bei den Wahlkampfveranstaltungen von „LEV muss leben“ als Redner auftreten.

Auf dem Stimmzettel für die Erststimme bei der Bundestagswahl wird Daniel Werner trotzdem noch auftauchen. „Er hätte vor der Sitzung des Kreiswahlausschusses zurücktreten müssen“, so Stadtsprecherin Dr. Ariane Czerwon. Nun sei es zu spät. „Das bedeutet, dass alle Stimmen, die er bekommt, auch zählen.“ Ex-Kandidat Werner sieht darin kein Problem. „Ich mache jetzt keine Werbung mehr für mich. Außerdem stehe ich auf dem Zettel ganz unten.“ Da werde er schon nicht so viele Stimmen erhalten.

Vor dem Tunnel-Deal hatte es laut Kölner Stadtanzeiger zwei Treffen der Bürgerinitiative mit Lauterbach gegeben. Durch Werners Kandidatur steigt der Druck auf Lauterbach. Der betonte zwar mehrfach, dass er von den Vertretern der Bürgerinitiativen „weder unter Druck gesetzt, geschweige denn erpresst worden“ sei. Es sei aber auch klar, dass die Stimmen für Daniel Werner ihn den Sieg bei der Bundestagswahl kosten könnten.

Sein Sinneswandel hin zur Kombilösung fuße einzig auf neuen wissenschaftlichen Untersuchungen. Die Studien aus den USA über die Wirkung von Feinstaub und Stickoxiden auf die Gesundheit ließen – übersetzt auf die Leverkusener Verhältnisse – nur den Schluss zu: „Die Stadt braucht so viel Autobahntunnel wie möglich.“

Lauterbach beklagte, dass schlechte Luft und ihre Folgen nicht unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Auf den Diesel-Gipfel vorige Woche sei der Gesundheitsminister „noch nicht einmal eingeladen gewesen“. Der Sozialdemokrat will nicht nur in Leverkusen mit dem Kampf für die Kombi-Lösung die nötigen Stimmen für seine Wiederwahl holen. Der Gesundheitsökonom will sich „bundesweit mit dem Thema profilieren“.

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