Bundestagswahl

Bahrs Wahlkreis-Apothekerin

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Berlin -

Die Kampagne der ABDA „Gesundheit wählen“ ist in vollem Gange: In diesen Tagen versenden die 299 Wahlkreis-Apotheker ihre acht Fragen an alle Bundestagskandidaten in ihrem Wahlkreis. Im Wahlkreis 30 (Stadt Münster) ist Apothekerin Angelika Plassmann unter anderem für Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) „zuständig“. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC erklärt sie, warum die Kampagne aus ihrer Sicht die richtige für die anstehende Bundestagswahl ist und warum sie alle Kandidaten – auch den Minister – in die Apotheke einladen möchte.

ADHOC: Frau Plassmann, haben Sie dem Minister bereits geschrieben?
PLASSMANN: Nein, das wird aber noch im Monat Juli erfolgen und die Fragen werden dann auf der Internetseite gesundheit-waehlen.de veröffentlicht.

ADHOC: Was wollen Sie den Minister fragen?
PLASSMANN: Im Vordergrund wird die Frage stehen, welche Rolle Herr Bahr und seine Mitbewerber der Apothekerschaft und der wohnortnahen Apotheke beimessen. Das Pharmaziestudium ist sehr anspruchsvoll und das an den Hochschulen erworbene Wissen muss noch viel stärker zum Wohle der Kunden und Patienten nutzbar gemacht werden.

ADHOC: Wie denn?
PLASSMANN: Es ist für das Gesundheitssystem zum Beispiel sehr viel sinnstiftender, wenn sich Apotheker mit dem Medikationsmanagement beschäftigen als mit dem Bürokratiemonstrum namens Rabattverträge.

ADHOC: Welche regionalen und lokalen Themen werden Sie ansprechen?
PLASSMANN: Auf der lokalen Ebene beziehungsweise der Landesebene ist für uns die Zukunft der PTA-Ausbildung eine zentrale Frage, nachdem sich die Landesregierung hier aus der Verantwortung zu stehlen scheint.

ADHOC: Sind Sie denn zufrieden mit vier Jahren schwarz-gelber Gesundheitspolitik?
PLASSMANN: Anfangs viel Schatten, denn das AMNOG war das Reformgesetz der letzten 20 Jahre, das die Apotheken in ihrer Wirtschaftskraft am stärksten getroffen hat. Das sieht man an der Rekordzahl an Apothekenschließungen. Zum Schluss der Legislatur überwiegt aber das Licht. Ich nenne nur als Stichwort die Einführung der Notdienstpauschale.

ADHOC: Die meisten Gesundheitspolitiker sehen kein Apothekensterben...
PLASSMANN: Die Regierung hat oft gesagt, dass es vor etwa zehn Jahren im Rahmen der Filialisierung viele Neugründungen gegeben hätte und jetzt die Apothekenzahl wieder auf einem normalen Niveau sei. Das stimmt aber nicht: Die Zahl der Apotheken war über gut 15 Jahre konstant, ist jetzt aber auf das Niveau von 1983 gesunken.

ADHOC: Können die Apotheker aus Ihrer Sicht mit Bahr zufrieden sein?
PLASSMANN: Das muss jeder für sich selbst bewerten. Die Zufriedenheit der über 100 Apothekenleiter, die in den letzten 18 Monaten ihre Apotheken in Westfalen-Lippe schließen mussten, wird sich allerdings in Grenzen halten. Allerdings fehlt uns naturgemäß die Vergleichsmöglichkeit: Ich bin nicht sicher, ob uns die Politiker der jetzigen Opposition – seien es welche mit oder ohne Fliege – glücklicher gemacht hätten…

ADHOC: Werden Sie außer dem Brief sonstige Aktionen starten?
PLASSMANN: Ja, wir werden Anfang September eine Diskussionsrunde in Münster anbieten – hoffentlich auch mit dem Minister. Fest zugesagt haben bereits auch Frau Klein-Schmeink (Grüne) und Herr Spahn (CDU).

ADHOC: Warum ist „Gesundheit wählen“ die richtige Kampagne zur Bundestagswahl?
PLASSMANN: Es ist eine lokale Aktion, die das politische Interesse und die Bereitschaft vieler Apotheker, sich ehrenamtlich für den Berufsstand zu engagieren, bündelt und auf ein konkretes Ziel ausrichtet. Das ist ein Novum und wirkt hoffentlich auch dem Frust mancher Kollegen entgegen, man sei ja gar nicht gefragt und könne doch nichts tun. Wir werden genau sehen können, wer antwortet und wer nicht, aber auch, wer sich wirklich intensiv über die Zukunft der Apotheke Gedanken macht oder wer vielleicht nur phantasielose Textbausteine seiner Fraktion übernimmt.

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