Eines stand für die Pharmazeutin Jutta Paulus schon immer fest: Eine eigene Apotheke kommt nicht in Frage. Das Spannungsfeld zwischen Heilberufler und Kaufmann ist ihr zu groß. Paulus ist 46 Jahre alt, Apothekerin und kandidiert für die Grünen für den deutschen Bundestag – vermutlich als einzige Vertreterin ihres Berufsstandes.
Paulus' Schwerpunkt ist nicht Gesundheits-, sondern Energiepolitik – von der neuen Kettendebatte ihrer Parteispitze war sie selbst überrascht: Paulus war nach eigenem Bekunden „verblüfft“, als Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin Mitte Juni eine Aufhebung des Mehrbesitzverbotes forderte.
Warum positionieren sich verschiedene Lager der Grünen pro Kette? Diese Frage sei längst nicht geklärt. „Da hat unsere Partei noch einen Diskussionsprozess vor sich“, sagt sie. Ein Konzept dazu gebe es jedenfalls nicht. Die Apothekerin aus Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz ist keine Befürworterin von Ketten, da große Strukturen immer Nachteile für die Beschäftigten bedeuteten.
„Ich finde es schwierig, wenn Herr Trittin oder Frau Roth so eine Äußerung völlig unkommentiert in die Debatte werfen“, erklärt Paulus. Denn zum Fremd- und Mehrbesitzverbot gebe es in der Partei keine einheitliche Linie.
Paulus hat 1991 gemeinsam mit ihrem Mann ein wissenschaftliches Labor gegründet, in dem sie heute noch tätig ist. Sie fühlt sich trotz ihrer wissenschaftlichen Arbeit fern des HV-Tisches den Apotheken noch immer nah: Durch ihre früheren Studienkollegen kennt sie den Apothekenalltag. Außerdem hat sie selbst in verschiedenen Apotheken gearbeitet.
Den Apotheken räumt Paulus neben der Arzneimittelversorgung auch einen weiteren Schwerpunkt für die Gesellschaft ein: „In die Apotheke kommen Menschen, die jemanden brauchen, der einfach einmal zuhört.“ Den sozialen Aspekt kenne sie aus eigener Erfahrung.
Auch die aktuelle Honorierung sieht Paulus kritisch: „Die Vergütung, die für Zusatzaufgaben wie etwa die Kompatibilitätsprüfung bei Individualrezepturen gewährt wird, spottet jeder Beschreibung.“
Die Aussichten tatsächlich in den Bundestag einzuziehen, sind für die Apothekerin allerdings verschwindend gering. Auf der Landesliste steht sie auf Position 13. In Rheinland-Pfalz sitzen derzeit drei Abgeordnete der Grünen im Parlament.
Einen Gastbeitrag von Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin und alles zur Bundestagswahl bietet das APOTHEKE ADHOC Dossier „Die Unwählbaren“. Dazu gibt es zusätzlich ein limitiertes DinA2-Plakat „Die Unwählbaren“ – so lange der Vorrat reicht.
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