Bundestagswahl

ABDA glaubt an Europa und Digitalisierung APOTHEKE ADHOC, 13.04.2017 12:52 Uhr

Berlin - 

Ihre Unterschriftenaktion gegen das EuGH-Urteil und für das Rx-Versandverbot hatte die ABDA noch mit europakritischen Tönen untermalt. Dafür gab es deutliche Kritik aus der Großen Koalition. In ihrem Positionspapier zur Bundestagswahl plädiert die ABDA für ein starkes, zukunftsorientiertes Europa, das regionale Strukturen schützt. Große Bedeutung und Zukunft räumt die ABDA plötzlich auch der Digitalisierung im Gesundheitsbereich ein. In ihrem Zukunftspapier Apotheke 2030 hatte die ABDA das Thema nur gestreift, und noch beim Apothekertag in München gab man sich zurückhaltend.

Jetzt sieht die ABDA „ein großes Innovationspotenzial“ im Ausbau von E-Health-Anwendungen. Die Digitalisierung unterstütze die Kommunikation der Beteiligten und biete große Chancen für die Wissenschaft und die ganzheitliche Versorgung der Patienten. Sie ermögliche bessere Transparenz und stärke damit die Patientenorientierung des Gesundheitssystems, so die ABDA.

Im heilberuflichen Netzwerk könnten Diagnose- und Therapieentscheidungen auf einer umfassenderen Datengrundlage getroffen und somit die therapeutischen Ergebnisse verbessert werden: „Wir setzen uns dafür ein, die Vernetzung der Versorgungsbereiche stetig zu vertiefen. Dabei gilt es auch, die verstärkte Kooperation der Heilberufe mit dem Ziel der institutionalisierten Zusammenarbeit zu fördern.“

Angesichts großer Herausforderungen, bedingt durch den demografischen Wandel sowie den medizinisch-technischen Fortschritt, müsse das Gesundheitswesen kontinuierlich weiterentwickelt werden, schreibt die ABDA in ihrem Positionspapier zur Bundestagswahl am 24. September. Man stelle sich dieser Aufgabe und setze sich konsequent für ein demografiefestes, leistungsfähiges Gesundheitswesen mit einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und am Patientenwohl orientierten Arzneimittelversorgung ein.

Um diese qualitativ hochwertige, sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung sicherzustellen, gibt die ABDA die Umsetzung drei Kernpositionen zu Protokoll: Die Politik müsse ein klares Bekenntnis zur freiberuflich organisierten und unabhängigen pharmazeutischen Versorgung abgeben. Dazu gehöre auch, dass die hierfür erforderlichen ordnungspolitischen Eckpfeiler uneingeschränkt gewahrt blieben. Apothekenpflicht, Fremd- und Mehrbesitzverbot und der einheitliche Abgabepreis für verschreibungspflichtige Arzneimittel seien unverrückbar, „sie sind ordnungspolitisch zu verteidigen“.

Dies gelte aktuell insbesondere für die Durchsetzung des Rx-Versandverbotes, das die vom EuGH induzierte Aufhebung des einheitlichen Abgabepreises verhindere. „Wir unterstützen deswegen ein Europa, das die großen Zukunftsaufgaben anpackt und zugleich bestehende gute Strukturen auf nationaler Ebene schützt. Wir unterstützen ein Europa der Regionen, das dem Prinzip der Subsidiarität folgt. Dabei geht es darum, dass diejenige politische Ebene die Aufgaben löst, die am besten dazu geeignet ist.“

Die demografische Entwicklung habe bereits heute vielfältige Auswirkungen auf die flächendeckende Arzneimittelversorgung. In den nächsten Jahren werde sich dieser Prozess weiter verstärken und zu kontinuierlichem Handlungsbedarf führen. Gerade um Menschen in strukturschwachen Regionen zu helfen, sollte insbesondere das Potenzial der Apotheke vor Ort genutzt werden.

Die ABDA bietet dazu an, das bestehende flächendeckende und patientenorientierte Versorgungssystem der Apotheken weiterzuentwickeln. Kernelemente seien dabei ein breites Leistungsspektrum, der enge persönliche Kontakt zu den Patienten und damit verbunden die Stärkung der Attraktivität des Apothekerberufes. Zur Stärkung strukturschwächerer Regionen soll der Leistungskatalog der Apotheken in enger Abstimmung mit den weiteren Heilberufen ausgeweitet werden. „Insbesondere wollen wir das Ziel der flächendeckenden Einführung eines qualitätsgesicherten, honorierten Medikationsmanagements weiter verfolgen.“

Gleiches gelte für die Arzneimitteltherapiesicherheit. „Wir fordern die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die eigenständige Rolle der Apotheker zu stärken. Gleichzeitig müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die nötig sind, damit Apothekern ihre wertvollen Leistungen sowohl für einzelne Patienten als auch für die gesundheitliche Versorgung der gesamten Bevölkerung erbringen können“, schreibt die ABDA.

„Apotheker sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Ein gutes Beispiel hierfür stelle das laufende Modellprojekt ARMIN dar, bei dem Ärzte und Apotheker gemeinsam für das Medikationsmanagement der Patienten verantwortlich seien. Außerdem müssen die Prävention weiter gefördert werden, fordert die ABDA.

In den realen Lebenswelten der Bürger könnten Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen Versorgungsangebot für täglich 3,6 Millionen Menschen hierzu besondere, nachhaltige Leistungen erbringen. Damit böten sich in enger Abstimmung mit den anderen Heilberufen enorme Chancen an, beispielsweise bezüglich der Erhöhung der Durchimpfungsraten der Bevölkerung.

Eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Versorgung erfordere Planungssicherheit, kommt die ABDA schließlich auf das Apothekenhonorar zu sprechen. Nur so könnten Apotheken die notwendigen Investitionen in moderne Technologie und in hochqualifiziertes Personal tätigen, die für die zukünftige Versorgung der Bevölkerung notwendig seien. Mit der Einführung der Notdienstpauschale sei 2013 ein erster Schritt gemacht worden, das bestehende Honorarsystem weiterzuentwickeln.

Um die pharmazeutische Versorgung auch zukünftig patientennah auf hohem Niveau anbieten zu können, sei das Honorarsystem der Apotheken weiter auszubauen. Dazu gehören Planungssicherheit bei der Anpassung des Honorars, eine leistungsgerechte Berechnungsmethode und die Möglichkeit der Honorierung neuer Dienstleistungen. Die steuerliche Diskriminierung apothekerlicher Dienstleistungen sei dabei abzubauen.