Merkel und Ziemiak zu Gast

Bundeskanzlerin besucht Medice

, Uhr aktualisiert am 08.09.2021 15:45 Uhr
Iserlohn -

Es war einer ihrer letzten Firmenbesuche als Bundeskanzlerin: Angela Merkel schaute beim Pharmahersteller Medice in Iserlohn vorbei. Sie lobte das Engagement des Familienunternehmens als Vorbild für andere Mittelständler. Mit ihr war CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak zu Gast in Iserlohn, das in seinem Wahlkreis Märkischer Kreis II liegt.

Kurz vor 14 Uhr fuhr die Limousine der Kanzlerin vor. Nach einem kurzen Fototermin mit den beiden Firmenchefs Dr. Katja Pütter-Ammer und Dr. Dr. Richard Ammer sowie Barbara Pütter ging es ins Innere der Hauptverwaltung, wo Merkel sich im Beisein von Bürgermeister Michael Joithe und Landrat Marco Voge ins Buch der Stadt eintrug. Angekommen im vorbereiteten Besprechungsraum erkundigte sich Merkel – wie wohl unzählige Besucher:innen vor ihr – erst einmal, wie der Firmenname denn ausgesprochen wird: „Meditse oder Meditsche?“

Das Gespräch mit der Kanzlerin fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In ihrem Abschlussstatement lobte Merkel die Stärke des Gesundheitsstandorts Deutschland. Allerdings sei auch diese Branche in einem starken Wandel. Medice habe sich entschieden, die Veränderungen mitzugestalten und sie aktiv mitzugestalten. Dabei gehe es darum, aus einem reinen Pharmaunternehmen ein Gesundheitsunternehmen mit ganzheitlichen Ansatz zu machen. Das mutige Vorangehen des Familienunternehmens könne Vorbild für andere Mittelständler sein.

Merkel erklärte auch, dass ihr der von Ziemiak organisierte Besuch gezeigt habe, wie Gesetz dabei wirkten: Dank des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) könnten Unternehmen wie Medice jetzt digitale Gesundheitsanwendungen anbieten. Merkel lobte auch den Einsatz in der Forschung, etwa in Zusammenarbeit mit der Charité im Bereich der Nephrologie. Und schlielßich lobte sie die Initiativen für ein agiles Arbeiten der Belegschaft: Die Mitarbeiter:innen erwarteten das von Unternehmen. „Das ist gelebte soziale Marktwirtschaft“, so Merkel.

Dr. Katja Pütter-Ammer dankte Merkel für 16 Jahre, in denen sie Deutschland vorangebracht habe und „ideale Bedindungen für einen prosperierenden Mittelstand“ geschaffen habe. „Dafür zahlen wir gerne unsere Steuern.“ Ihr selbst sei die Kanzlerin stets Vorbild und Inspiration gewesen. Sie lobte den analytischen Ansatz, aber auch die Empathie und die geschickte Art, mit der Merkel sich mitunter gegen starke Männer durchgesetzt habe.

Dr. Dr. Richard Ammer sagte, über Nischen versuche man seinen kleinen Beitrag zu leisten, um Deutschland wieder zur Apotheke der Welt zu machen. Daher nutze man auch gerne Chancen, die sich böten. „Der Besuch der Bundeskanzlerin ist uns eine große Ehre. Bei uns in Iserlohn sieht die Kanzlerin noch wahrhaftige Produktion, denn ein ‚Made in Germany‘ ist bei vielen Arzneimitteln nur noch im Beipackzettel aufgeführt, wenngleich das Produkt in Fernost gefertigt wird. Uns liegt der zukunftsfähige Pharmastandort Deutschland zur Absicherung der Versorgungssicherheit sehr am Herzen“, so Ammer.

Dr. Katja Pütter-Ammer, geschäftsführende Gesellschafterin von Medice, zeigte sich sehr zufrieden: „Der Besuch der Bundeskanzlerin Merkel war eine wunderbare Gelegenheit unsere strategische Entwicklung hin zu einem holistisch agierenden Gesundheitsunternehmen darzustellen. Die holistische Ausrichtung beinhaltet die enge Begleitung von Patient:innen über den gesamten Krankheitsverlauf. Hierzu sind unsere Gesellschaften MediVentures, eyelevel, Sustainable4u und Green Guides gegründet worden, die unsere seit Jahrzehnten bestehende Pharmaexpertise ergänzen und die Medice HealthCare Group für die Zukunft ideal aufstellen.“

Die Venture Capital Gesellschaft mit Sitz in München fokussiert sich auf die gezielte Förderung innovativer Start-ups und Gründer:innen im digitalen Healthcare-Markt und im Bereich Life Science. Die dazugehörige Firma „eyelevel“ soll digitale Lösungen liefern um die geltenden medizinischen Leitlinien in Prävention, Früherkennung und individualisierte Therapie abzubilden. Die Zukunft gehöre einem Disease Management auf Basis gesundheitsrelevanter Patientendaten, ist man in Iserlohn überzeugt. Eyelvel entwickelt eigene DiGA und berät zur Integration digitaler Lösungen. Mit der Gründung des Unternehmens „sustainable4U“ setzt sich Medice auch für mehr Nachhaltigkeit ein. Neben der Entwicklung ökologisch-nachhaltiger Nahrungsmittel engagiert sich der Hersteller für „Food-Waste-Management“ – also die gezielte Vermeidung von Lebensmittelabfällen.

Zur Medice-Gruppe gehört seit April dieses Jahres Schaper & Brümmer. Der in Salzgitter-Ringelheim ansässige Hersteller ist auf pflanzliche Arzneimittel spezialisiert. Das Unternehmen soll nach der mehrheitlichen Übernahme durch Medice zu einem in Europa führenden Phyto-Kompetenz-Center entwickelt werden. Mit der Übernahme der Mehrheitsanteile habe man sich bewusst für ein im Phyto-Bereich führendes Unternehmen entschieden, das wie Medice ausschließlich apothekenexklusiv denkt und handelt, so Ammer. „Medice sieht sich seit jeher als enger Partner der öffentlichen Apotheken und unterstützt im Rahmen der gesundheitspolitischen Verbandsarbeit sowohl beim BAH als auch beim BPI alle Maßnahmen, die zur Stärkung der Apotheken vor Ort beitragen. Dieses Anliegen wurde auch gegenüber dem Kanzleramt deutlich zum Ausdruck gebracht“, so Ammer.

Dr. Jürgen Kreimeyer, Geschäftsführer für Strategische Unternehmens-Entwicklung und Unternehmenskommunikation, ergänzt: „Die Apotheken vor Ort sind schon allein aufgrund ihrer täglichen Beratungsleistungen und der Sicherstellung einer schnellen und effizienten Arzneimittel-Distribution ein unverzichtbarer Baustein des deutschen Gesundheitssystems.“ Eine heilberuflich begleitete Selbstmedikation mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln müsse daher als wichtige Säule der Gesundheitsversorgung durch die Sicherstellung geeigneter politischer Rahmenbedingungen konsequent weiter gefördert werden, so Kreimeyer, selbst Apotheker und Mitglied des BAH-Vorstands in seinem Statement an das Bundeskanzleramt.

Medice hat nach eigenen Angaben knapp 1000 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von fast 300 Millionen Euro. Das jährliche Wachstum liegt laut Unternehmen bei rund 10 Prozent über die vergangenen 20 Jahre.

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