Ausgerechnet auf einem weitgehend enttäuschenden EU-Sondergipfel hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihren 60. Geburtstag hineinfeiern müssen. Aber sie bekam von den anderen 27 Staats- und Regierungschefs Blumen, zudem gab es Sekt – und als besondere Überraschung erhielt sie von den anderen EU-„Chefs“ ein Deutschland-Trikot mit Unterschriften als nächtliches Geschenk.
„Aber nicht von den Spielern, sondern von den Teilnehmern des Europäischen Rates“, sagte Frankreichs Präsident François Hollande. Zuvor hatte Merkel beim Vortreffen der Europäischen Volkspartei – in Anspielung auf den Fußball-Weltmeistertitel – bereits einen Fußball bekommen. Allerdings habe es von den Staats- und Regierungschefs kein Ständchen gegeben, wie Merkel hinterher berichtete.
Ratspräsident Hermann Van Rompuy twitterte auf deutsch: „Herzliche Gratulation an Bundeskanzlerin Angela Merkel zum 60. Geburtstag.“ Fünf Stunden lang war es um neue Sanktionen gegen Russland, die kritische Lage im Gazastreifen und den Postenpoker gegangen.
ZDF-Korrespondent Udo von Kampen stimmte bei Merkels Abschlusspressekonferenz dann noch ein „Happy Birthday, liebe Bundeskanzlerin“ an. Er hatte sich auf Mithilfe der Kollegen verlassen. Ein anderer Journalist hatte vorher zu dem Ständchen für Merkel ermuntert. Dann erhielt Udo van Kampen als erster das Wort.
„Frau Bundeskanzlerin, vor der ersten Frage, und ich glaube, ich spreche hier im Namen aller des Brüsseler Pressecorps, möchten wir Ihnen ganz, ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. Und Ihnen alles Liebe, Gute, Gesundheit wünschen und viel Erfolg für die Zukunft“, sagte der Korrespondent, der Ende des Jahres in Ruhestand geht. Um dann hinzuzufügen: „Und wenn Sie mutig sind, wären wir bereit, Ihnen ein kleines Ständchen zu singen.“
Ohne die Antwort Merkels abzuwarten, legte er dann los: „Eins, zwei, drei: Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday, liebe Bundeskanzlerin, Happy Birthday to you.“ Zwar sangen einige Kollegen verhalten mit, viele schauten aber etwas betreten drein. Weil van Kampen das Mikro hatte, war fast nur seine Stimme zu hören. „Sie waren doch nicht so stimmgewaltig, wie ich dachte“, meinte van Kampen mit Blick auf die Kollegen.
„Da hätte ich mitsingen müssen, dann wär's besser geworden“, meinte Merkel. „Das war der erste Gesang zu meinem heutigen Geburtstag.“ Um 1.35 Uhr war die Arbeit dann getan. „Gute Nacht. Danke für das Ständchen“, verabschiedete sie sich.
Am Donnerstagabend steht der in Hamburg geborenen und in der DDR aufgewachsenen Merkel eine größere Feier bevor. Rund 1000 Gäste werden dazu in der CDU-Parteizentrale in Berlin erwartet. Der Historiker Professor Dr. Jürgen Osterhammel will dabei einen Vortrag über „Zeithorizonte der Geschichte“ halten.
Van Kampen wurde nach Publikwerden des Auftritts in den sozialen Netzwerken Distanzlosigkeit vorgeworfen. Über seinen Sender teilte der Büroleiter mit: „Im bierernsten Brüssel können Stimmungskanonen schon mal nach hinten losegehen. Nach dieser langen Nacht werde ich ganz sicher nicht mehr auf Pressekonferenzen singen, sondern wie gewohnt gleich die kritischen Fragen stellen.“
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