Folgen der Apothekenreform

Bürgermeister über Light-Apotheke: „Das hat mich erschreckt“

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Berlin -

Die Apothekenreform zieht inzwischen längst Kreise außerhalb der Branche. Auch in Altenburg in Thüringen hat sich der Oberbürgermeister André Neumann (CDU) des Themas angenommen. Zu seiner digitalen Sprechstunde lud er diesmal nicht ins Rathaus, sondern in die Klosterapotheke, wo er Inhaberin Christina Bachmann sowie mit Dr. Johannes Ungvári von der Aesculap-Apotheke sprach. Neumann zeigte sich erschrocken über die Auswirkungen der Reformpläne.

„Wir alle schätzen die Apotheke vor Ort und die Apotheker, die darin arbeiten, die uns beraten, die uns die Dinge mitgeben, damit es uns besser geht. Und all das ist in Gefahr“, konstatierte Neumann zum Start seiner Sprechstunde. Auch ihn bewege das Thema: „Deswegen haben wir uns auch als Stadt eingemischt und Kontakt aufgenommen oder versucht, auch das auf die Tagesordnung zu bringen“, so der Bürgermeister.

Die Reform könne Schaden anrichten, wenn sie so komme wie geplant, so Neumann. Daher habe er sich für das Gespräch in der Apotheke mit der Inhaberin und dem Inhaber entschieden. „Die Reform, wenn sie so kommt, wie Herr Lauterbach das vorschlägt, hilft uns und auch der Bevölkerung nicht“, erklärte Bachmann. Statt gegen das Apothekensterben zu helfen, werde die Umsetzung der Reform lediglich dazu führen, dass noch weitere Apotheken schließen müssten.

Zu den Folgen klärten die beiden Pharmazeuten auf: Es drohten Apotheken ohne Approbierte, kürzere Öffnungszeiten sowie die Verschlechterung der Versorgung der Patient:innen in der Region und längere Wege zur nächsten Notdienstapotheke. Außerdem seien die Apotheken auch finanziell schlechter gestellt.

Dabei brachte der Oberbürgermeister auch das gängige Bild des gut verdienenden Apothekers ins Spiel. „Ja, das hört man immer. Das kommt aus den vergangenen Jahrzehnten, wo im Gesundheitswesen schon sehr viel Geld unterwegs war und auch die Apotheker in den 90er Jahren davon durchaus profitiert haben“, meinte Ungvári. Doch das Honorar habe sich seit Beginn der 2000er Jahre nicht an die allgemeinen Kostenentwicklungen angepasst. Zwar würden die Arzneimittel teurer und von außen sehe man – auch die Politiker:innen – den steigenden Umsatz, es bleibe aber immer weniger hängen.

Lauterbach soll nach Altenburg kommen

Hier möchte auch Neumann aktiv werden: „Wir versuchen, Herrn Lauterbach auch nach Altenburg zu bekommen und haben ihn jetzt auch angeschrieben.“ Inwieweit man hier Chancen habe, sei fraglich. Der Bürgermeister habe eine „10-Prozent-Hoffnung“, wie er sagte. Er wolle aber am Ball bleiben, weil es auch nicht nur um die Apotheken in der Stadt gehe, sondern auch um das Krankenhaus in Altenburg.

Sollte Lauterbach aber zusagen, wolle er ihn auch in die Apotheke bringen. Denn auch ihm gebe die Apothekenreform zu denken: „Das hat mich erschreckt, dass man den Apotheker nur noch für ein paar Stunden in der Woche antrifft. Wenn ich zu anderen Zeiten komme, habe ich keinen Apotheker mehr vor Ort“, monierte auch der Bürgermeister.

Natürlich würden auch die anderen Mitarbeitenden toll beraten. „Aber ich glaube, ein Apotheker kann noch mal ganz anders auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, die vielleicht auch gar nicht beim Arzt waren, sondern die in die Apotheke kommen und zu einem Krankheitsbild eine Beratung wollen und ein entsprechendes Medikament.“ Das komme bei den von Lauterbach geplanten Apotheken ohne Approbierte alles zu kurz, so Neumann. Diesen Eindruck konnten Bachmann und Ungvári nur bestätigen.

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